Herstellung französischer Uniformen nach originalen Vorbildern aus der Zeit von 1786- 1812 TEIL 1

Moderator: Caporal

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Francois
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Re: Herstellung französischer Uniformen nach originalen Vorbildern aus der Zeit von 1786- 1812 TEIL 1

Beitrag von Francois »

ich bin immer wieder erstaunt, wie einfach es sich liest, GUTE weil am historischen Original ausgerichtete UND passende Uniformteile zu schneidern. Doch da ich einen Teil des Weges mit Duval gegangen bin, zolle ich ihm persönlich meinen größten Respekt, dass er konsequent drangeblieben ist und es auch erfolgreich zu Ende gebracht hat.

Es gibt Details, die müssen einfach dem Original entsprechen (und ich erinnere mich, wie wir uns über die Breite der Aufschläge sehr gestritten haben) und deshalb belegbar sein. Und es gibt Längen (Rockschoß, Arme), die sind einfache Maße, aber Hals, Brust, Schulter und Ellenbogen sind einfach Teile, die bei (schicker) enger Passform (man wollte ja auch keinen Stoff verschwenden) einen gewissen Spielraum benötigen, um maximale Beweglichkeit zu ermöglichen.

Auch wenn es hier keiner weiß, ich habe auch historische Klamotten bis zu Ende gebracht. Als wir uns 2008 auf die 2000(!) Jahrfeier der Varus- oder Hermannsschlacht vorbereiteten, habe ich meine germanische Ausrüstung (fast) selber angefertigt. Zugegeben, es ist mit einer "Napoleonischen" überhaupt nicht zu vergleichen, aber auch damals "knackten" die Nähte, wenn es eng, aber eben dann irgendwann "zu eng" war.

Also von meiner Seite noch einmal "Chapeau", immer eine heiße Nadel und genügend Stoff bei der Hand!
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Caporal
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Re: Herstellung französischer Uniformen nach originalen Vorbildern aus der Zeit von 1786- 1812 TEIL 1

Beitrag von Caporal »

Hallo Duval90,
vielen Dank für Deinen sehr interessanten Bericht. Da steckt sehr viel Arbeit drin. Klasse!
Caporal L´Epaule
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Pêcheur
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Re: Herstellung französischer Uniformen nach originalen Vorbildern aus der Zeit von 1786- 1812 TEIL 1

Beitrag von Pêcheur »

Auch von mir ein großes Dankeschön.
Und da ich weiß, dass bereits neue Röcke und Uniformteile in Arbeit sind, möchte ich an dieser Stelle schon mal meinen Dank aussprechen, dass Du uns auch weiter am Werden der Röcke teilhaben lässt...
Sapeur Maik
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Re: Herstellung französischer Uniformen nach originalen Vorbildern aus der Zeit von 1786- 1812 TEIL 1

Beitrag von Sapeur Maik »

Sehr guter Beitrag, Vielen Dank dafür. 👍
Majencais
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Re: Herstellung französischer Uniformen nach originalen Vorbildern aus der Zeit von 1786- 1812 TEIL 1

Beitrag von Majencais »

Zu den angefragten Maßen der verschiedenen Modelle. Es gab durchaus reglementierte Maße da in der Regel jede französische Uniform in 3 Standartgrößen gefertigt wurde. Von einer Größe zur anderen wuchs die Kragenhöhe dann um je 5mm und die Schoßlänge normalerweise zwischen 10 und 15mm. Jetzt hier eine Regel aufzustellen welche Röcke es gab und wie hier die Maße sein sollten geht wegen der Vielfalt trotz Reglement einfach nicht. Zum Teil waren auch die Übergänge fließend. Letztendlich kann man im Bereich der Linie 3 große Abschnitte festlegen. Das Habit long mit der gehakten Schößen und in den ersten Jahren noch mit Revers die tatsächlich überknöpfbar waren. Ab 1803 waren diese meist abgewinkelt so das diese Funktion weg war ud erst mit dem Bardin wieder möglich wurde. Ab ca. 1803 bis ca. 1806 war das die Evolution dieser Baureihe beendet und es kam die Gruppe der schmalen fest vernähten Schöße auf die immer mehr begannen sich an der Schoßenden zu überlagern. War am Modell 1806 am Schoßende noch ein blaues Dreieck als optisches Überbleibsel der vorherigen Serie zu sehen war dieses bereits ab 1808 verschwunden. Hier beginnt auch die Vielfalt der Revers und deren Breite. Es gab zwar Regeln doch waren viele durchaus deutlich tiefer geschlossen als die Länge des Brustbeines und bedeckten fast schon die ganze Brust. Besonders bei der Garde war das häufiger der Fall. Die Schwalbenschwänze an den oberen Reversenden waren ab 1806 deutlich ausgeprägter und die Paspeln spitzer. Bardin kam offiziell ab 1812 doch sollen erste Modelle schon ab 1810 aufgetaucht sein. Bardin ist recht gut reglementiert doch auch hier sind Vorschriften aus dem Reglement nie umgesetzt worden. Zum Beispiel die Breite des Schoßendes mit 180mm. Alle erhaltenen Exemplare bewegen sich zwischen 120 und 135mm. Grundsätzlich gab es für Mannschaften eine schlechtere Stoffqualität und abweichende Farben zu den Röcken der Unteroffiziere und Offiziere. Das erwähnte Mehlertuch ist für Mannschaften schlich falsch und bestenfalls aus Mangel an alternativen bei den leichteren Qualitäten für die Paspeln verwendbar. Auch liefert Mehler mit den 480g/qm leider eine zu leichte Stoffqualität an. Ihre Tuche mit 580g/qm sind da schon besser müssen aber zu je 25 Meter plus Aufpreis extra gefärbt werden. Um einen guten Rock zu fertigen muss man als erstes die Einheit und das Jahr bestimmen denn trotz Bardin hatte zumeist jedes seine Eigenarten und man sollte dafür Primärquellen suchen. So hatten zum Beispiel die 1808er Röcke der 21eme Zentrumskompanien die Schulterklappen in rot mit blauen Paspeln währen (fast) alle anderen Regimenter es genau umgekehrt hatten. Taschen hat Joachim schon beschrieben doch waren diese durch aus auch aus dem eigentlichen Uniformstoff geschnitten, paspeliert und wieder Vernäht ohne das hier eine echte Klappe aufgesetzt war. Währen Mannschaften lange die Taschen horizontal trugen kamen mit den Jahren diese bei den Offizieren in vertikaler Ausführung. In der Regel wurden die Uniformen in 2 Qualitäten in Serge gefüttert. Der Rücken und die Ärmel in feinerem Leinen. Dennoch kam es vor das es sowohl keine Ärmelfutter gab (Mannschaften) oder auch der ganze Rock im Bereich des Oberkörper mit Leinen gefüttert war. Dies in der Regel ab Bardin. Bei diesem war das auch das Schoßfutter und die nach außen aufgeschlagenen Teile für die Offiziere nicht mehr in Serge sondern in weißem Tuch.
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