War die Völkerwanderung gar keine Wanderung der Völker?

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Francois
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War die Völkerwanderung gar keine Wanderung der Völker?

Beitrag von Francois »

In diesem Artikel wird sehr gut erklärt, dass Fakten und ihre Interpretation wesentlich durch den Zeitpunkt ihrer Reflektion besimmt werden.
Doch lest selbst und schreibt eure Meinung dazu!

https://geschichtedergegenwart.ch/die-v ... ket-newtab
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Caturix
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Re: War die Völkerwanderung gar keine Wanderung der Völker?

Beitrag von Caturix »

Dieses Bild einer Epoche wandernder und in das schwächelnde Römische Reich einfallender „Völker“ gilt nicht erst in heutiger Zeit als überholt, es schließen sich nur immer mehr Historiker dieser Sichtweise an. Über die Franken zum Beispiel habe ich schon früher gelesen, dass sie nicht außerhalb des Römischen Reiches zu einem Stamm wurden, sondern aus Verbänden bestanden, die von einer einheimischen-spätrömischen Kriegerkaste beherrscht wurden.
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Francois
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Re: War die Völkerwanderung gar keine Wanderung der Völker?

Beitrag von Francois »

Das klingt spannendend, kannst du da irgendwelche Quellen beisteuern?
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Caturix
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Re: War die Völkerwanderung gar keine Wanderung der Völker?

Beitrag von Caturix »

Francois hat geschrieben: Fr Apr 24, 2020 11:11 pm Das klingt spannendend, kannst du da irgendwelche Quellen beisteuern?
Das steht im Buch "Germanen" von Ernst Künzel. Auf Seite 177 schreibt er über die früheste Fassbarkeit der Franken, die er als bewaffnete Siedler in Nordgallien beschreibt und sich dort im 4. bis 5. Jahrhundert "fassen" lassen. Danach folgt der für mich bedeutungsschwere Satz, dass es sich bei diesen bewaffneten Siedlern "auch um Angehörige der spätrömischen Armee gehandelt haben kann." In dieser Zeit existierte in Nordgallien auch das "Herrschaftsgebiet des Syagrius", das im Grunde nur ein spätrömisches Machtkonstrukt darstellt. Syagrius war zudem der Sohn des weströmischen Heermeisters Aegidius. Sein Rivale war zu dieser Zeit der fränkisch-römische General Childerich. Beide werden als Warlords beschrieben, die in Gallien den Zusammenbruch des weströmischen Reiches für sich ausnutzten. Childerich hatte dabei die "Salfranken" hinter sich, die in der Regel auch nur Salier genannt werden. Das ist deswegen bemerkenswert, weil offensichtlich zu dieser Zeit noch niemand einen Stamm der Franken kannte. Dieser angebliche Hauptstamm der Franken, stellte quasi eine Kriegerkaste (keinen ethnischen Stamm!) dar, die sich im Nordosten Gallien ein kleines Reich erkämpfte. Also erneut auf spätrömischen Gebiet.

Bild
Das ist das wichtigste, was man über Childerich I. weiß: Er war zuerst ein römischer General!

Das ist der Wikipediastand dazu:
Vermutlich waren die Salier kein Stammesname, sondern eine (ethnisch fehlinterpretierte) Bezeichnung verschiedener römischer Schriftsteller für die Anhänger bestimmter, möglicherweise fränkischer Gefolgschaften.
Das muss man noch ergänzen: wegen des "Salier"-Hintergrundes können es keine "fränkischen" Gefolgschaften gewesen sein, sondern nur eine spätrömische Gefolgschaft, die sich aus dem zerfallenen weströmischen Heer rekrutierte. Daraus resultiert wieder, dass keinerlei Bevölkerungsaustausch geschah, sondern nur spätrömische Warlords unter neuen Bezeichnungen um das weströmische Erbe in Gallien kämpften.
Keltenfürstin
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Re: War die Völkerwanderung gar keine Wanderung der Völker?

Beitrag von Keltenfürstin »

zu diesem Thema gibt es ein recht neues Buch: Meier, Mischa: Geschichte der Völkerwanderung, 1. Aufl. 2019,mittlerweile schon in der 5. Aufl. 2020 erschienen. Umfasst stolze 1530 Seiten. Ich bin über die ersten Seiten noch nicht hinausgekommen, werde also wahrscheinlich Ende 2021 dazu einen Kommentar abgeben können . Es wurde aber als Korrektur der klassischen Meinungen über die Völkerwanderung "angepriesen".
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