Das Benageln der Schuhe

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Pêcheur
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Das Benageln der Schuhe

Beitrag von Pêcheur »

Jeder kennt es. Über kurz oder lang werden die Schuhnägel immer weniger und müssen ergänzt werden. Und ab einem gewissen Zeitpunkt müssen die Sohlen ganz erneuert werden. So wie in diesem Fall.
Die verschlissenen Einzelschichten der ledernen Schuhsohlen wurden bis auf die Brandsohle entfernt und durch einen Schuhmacher erneuert. Das sollte man wirklich einen Fachmann machen lassen, denn schließlich haben die Schuhsohlen einiges auszuhalten. Leider sterben die „echten“ Schuhmacher immer mehr aus und es kommen nur „Absatzankleber“ nach. Daher kann man sich glücklich schätzen, wenn man noch einen Schuhmacher des Vertrauens kennt.

Lange Rede, kurzer Sinn: die Sohlen wurden erneuert und müssen nun beschlagen werden. Das kann man mit Geduld und ein bisschen Werkzeug leicht selbst machen. Ich benutze hierfür ein altes Schusterwerkzeug und einen gewöhnlichen Hammer (will mir aber noch einen Schusterhammer zulegen).
Als Sohlennägel schwöre ich auf die alten Wehrmachtsbestände, da diese sehr robust sind. Die bekommt man im Internet oder auf Trödelmärkten zu kaufen. Es gehen natürlich auch andere Sohlennägel, Allerdings sollte man aufpassen, dass diese nicht zu lang sind und womöglich durch die Sohlen gehen. Die Länge ist auf den alten Kartons mit „Schlägigkeit“ angegeben (6-schlägig usw.). Außerdem sollte man auf die Form der Stifte achten. Die Sohlennägel sollten unbedingt die aufgeweitete Spitze haben (siehe Foto), da Diese wie ein Widerhaken wirkt und die Nägel, im Gegensatz zu den glatten Nägeln, so besser im Leder halten.

Die Sohlen sind recht glatt und auf Grund der einzelnen Schichten recht robust. Außerdem kann man die kurzen Sohlennägel sehr schlecht greifen bzw. festhalten. Ich empfehle daher, mit einem dünnen Stahlnagel 2-3 mm vorzuschlagen und dann erst den Sohlennagel zu setzen. Auch so schlägt man sich noch oft genug auf die Finger 😐

Ich machen immer erst die Ränder und arbeite dann symmetrische Segmente ab. Das ist aber Geschmacksache und kann individuell gehandhabt werden. Inzwischen habe ich zig Schuhpaare benagelt und bin recht schnell darin. Man muss pro Schuh etwa 45-60 Minuten planen.
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Das Benageln der Schuhe

Beitrag von Pêcheur »

Vorbereitungen sind getroffen. Auf los geht‘s los...
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Pêcheur
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Das Benageln der Schuhe

Beitrag von Pêcheur »

Die aufgeweiteten Spitzen der Sohlennägel wirken wie Widerhaken und halten besser in den Ledersohlen.
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Das Benageln der Schuhe

Beitrag von Pêcheur »

Ich beschlage immer erst die Ränder und arbeite mich dann symmetrisch vom Rand ins Innere.
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Das Benageln der Schuhe

Beitrag von Pêcheur »

Fertig! Gutes Gelingen!
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Re: Das Benageln der Schuhe

Beitrag von Francois »

Gute Anleitung nachvollziehbar erklärt. Dazu zwei Tipps und ein Frage.
- egal wie kalt die Füße sind. Nie die genagelten Schuhe nah ans Lagerfeuer bringen. Das Eisen der Nägel weitet sich aus, die Löcher werden größer, es gehen schneller mehr Nägel verloren
- auch die Sohle gut mit Lederfett einschmieren. Das Leder bleibt flexibel und „hält“ die Nägel besser fest

Nun zur Frage: Es gibt auch hufeisenförmige Hacken. Ist das für die Napoleonische Zeit belegbar?
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Re: Das Benageln der Schuhe

Beitrag von Tiziateur »

Die Nägel benutze ich auch! Übrigens um bei der zweit manchmal auch noch 3. Benagelung zur gewährleisten das die Nägel wieder sitzen sollte man die geweiteten Löcher der alten Nägel mit hölzernen Stiften vorsetzen, Zahnstocher eignen sich da prima. So kann man zu weit gewordene Löcher wieder Nagelfester machen. Es gibt auch Holzstifte in verschiedenen Durchmessern. Diese setze ich an in das Loch und kneife den überstehenden Rest mit der Zange ab, dann Nagel gesetzt und eingeschlagen. Das hält recht gut!
Das Benagelungs- System von Dir Pecherur kenne ich, es ist exakt das was ich auch nutze das ist aus dem Petard, eine prima Anleitung!
@ Francois Hufeisen an den Hacken und Stoßeisen vorne an der Stiefelspitze kenne ich in der Napoleonik eigentlich nur bei Kavalleriestiefeln oder Offiziersstiefeln, bei der Infanterie ist mir das eher unbekannt. Jedoch halte ich das für nicht unmöglich. Gerade im Feld wurde alles genutzt was man finden und erbeuten konnte. Wenn da gerade Bedarf war und man Hackenhufeisen erbeutet hat, wurden diese mit Sicherheit genutzt. Es ist eben alles besser als die Schuhe zu zerlaufen.
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Re: Das Benageln der Schuhe

Beitrag von Caporal »

Tiziateur hat geschrieben: Mi Apr 29, 2020 6:22 am Die Nägel benutze ich auch! Übrigens um bei der zweit manchmal auch noch 3. Benagelung zur gewährleisten das die Nägel wieder sitzen sollte man die geweiteten Löcher der alten Nägel mit hölzernen Stiften vorsetzen, Zahnstocher eignen sich da prima. So kann man zu weit gewordene Löcher wieder Nagelfester machen. Es gibt auch Holzstifte in verschiedenen Durchmessern. Diese setze ich an in das Loch und kneife den überstehenden Rest mit der Zange ab, dann Nagel gesetzt und eingeschlagen. Das hält recht gut!
Das Benagelungs- System von Dir Pecherur kenne ich, es ist exakt das was ich auch nutze das ist aus dem Petard, eine prima Anleitung!
@ Francois Hufeisen an den Hacken und Stoßeisen vorne an der Stiefelspitze kenne ich in der Napoleonik eigentlich nur bei Kavalleriestiefeln oder Offiziersstiefeln, bei der Infanterie ist mir das eher unbekannt. Jedoch halte ich das für nicht unmöglich. Gerade im Feld wurde alles genutzt was man finden und erbeuten konnte. Wenn da gerade Bedarf war und man Hackenhufeisen erbeutet hat, wurden diese mit Sicherheit genutzt. Es ist eben alles besser als die Schuhe zu zerlaufen.
Hier eignen sich auch halbierte Streichölzer oder auch Miniholzleisten (muss man sich je nach gewünschter Länge abschneiden) vom Modellgeschäft. Hat den Vorteil, dass das Holz dann bei Nässe aufquillt. Die Nägel halten dann bombenfest.
Caporal L´Epaule
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Re: Das Benageln der Schuhe

Beitrag von Tiziateur »

Caporal hat geschrieben: Mi Apr 29, 2020 8:35 am
Tiziateur hat geschrieben: Mi Apr 29, 2020 6:22 am Die Nägel benutze ich auch! Übrigens um bei der zweit manchmal auch noch 3. Benagelung zur gewährleisten das die Nägel wieder sitzen sollte man die geweiteten Löcher der alten Nägel mit hölzernen Stiften vorsetzen, Zahnstocher eignen sich da prima. So kann man zu weit gewordene Löcher wieder Nagelfester machen. Es gibt auch Holzstifte in verschiedenen Durchmessern. Diese setze ich an in das Loch und kneife den überstehenden Rest mit der Zange ab, dann Nagel gesetzt und eingeschlagen. Das hält recht gut!
Das Benagelungs- System von Dir Pecherur kenne ich, es ist exakt das was ich auch nutze das ist aus dem Petard, eine prima Anleitung!
@ Francois Hufeisen an den Hacken und Stoßeisen vorne an der Stiefelspitze kenne ich in der Napoleonik eigentlich nur bei Kavalleriestiefeln oder Offiziersstiefeln, bei der Infanterie ist mir das eher unbekannt. Jedoch halte ich das für nicht unmöglich. Gerade im Feld wurde alles genutzt was man finden und erbeuten konnte. Wenn da gerade Bedarf war und man Hackenhufeisen erbeutet hat, wurden diese mit Sicherheit genutzt. Es ist eben alles besser als die Schuhe zu zerlaufen.
Hier eignen sich auch halbierte Streichölzer oder auch Miniholzleisten (muss man sich je nach gewünschter Länge abschneiden) vom Modellgeschäft. Hat den Vorteil, dass das Holz dann bei Nässe aufquillt. Die Nägel halten dann bombenfest.
Genauso ist es! Es muss weiches Holz sein! So konnte ich meine Latschen von 1993 bis 2012 "retten" Erst dann musste ich neue kaufen.
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Re: Das Benageln der Schuhe

Beitrag von Pêcheur »

Ich nehme ebenfalls Streichhölzer zum Verkleinern der Nagellöcher bei mehrfacher Neubenagelung. Es muss, wie Caporal richtig schreibt, weiches Holz sein, wegen dem Aufquellen.

Nasse Schuhe nie am Feuer trocknen! Und auch nie nach dem Biwak im Heizungskeller o.ä. trocknen. Die Sohlen leiden dadurch und die Nägel lockern sich.

Hufeisen und Stoßeisen sind zwar praktisch, aber ich kenne das auch nur von der Kavallerie. Die Sohlen der Infanterie waren benagelt. Es gibt dazu zeitgenössische Abbildungen und sogar „Nagelschemata“.
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