Nach dem Buch "Germanen" von Ernst Künzel können wir uns vom Bild verabschieden, dass es sich bei den Franken, um einen germanischen Stamm handelte, der via "Völkerwanderung" in das Römische Reich einfiel und sich dort mittels Landnahme seine Machtposition ausbaute. Auch andere alteuropäische Stämme überwanden die Römische Reichsgrenze, doch das war weitem keine Völkerwanderung, sondern um die Kriegerkaste eines Stammes, die sich aus Söhnen von Familien zusammensetzten, die nicht als Hoferbe bedacht werden konnten. Die Regel war nun einmal, dass nur der Erstgeborene als Hoferbe bedacht wurde, während alle weiteren Söhne in der weiten Welt ihr Glück suchen mussten. In Alteuropa betraf das einfach alle Stämme außerhalb des Römischen Reiches und so rotteten sich jenseits des Limes immer wieder Gruppierungen aus landlosen Jünglingen zusammen, die sich mit weiteren benachbarten Verbänden verbündeten und gemeinsam Richtung Römisches Reich zogen. Und je mehr das Weströmische Reich sich durch interne Machtkämpfe selbst schwächte, um so öfter wurde die befestigte Reichsgrenze überwunden. Für bestimmte nach Macht dürstende römische Generäle wurden solche militärischen Krisen nicht als Gefahr angesehen, sondern auch als Chance, um ihre eigene macht fern von Rom zu vergrößern.
Merowech - Er soll der Sohn des Meermonsters Quinotaur sein.
Schon des Öfteren wurde über die Herkunft der Franken geschrieben, die als Stamm die Grenze nach Gallien überwanden. Dieses Bild gilt jedoch weitgehend überholt, denn es gilt heute eher, dass sie nur für eine regionale Kriegerkaste standen, die sich im Nordosten Galliens aus spätrömischen Veteranen formierte. Die Basis dieser Kriegerkaste war nicht eine ortsfremde Barbarentruppe, sondern romanisierte Familienclans, deren Söhne mit der Region verwurzelt sind, in der sie aufwuchsen. In seinem Buch "Germanen" schreibt Ernst Künzel auf Seite 177 über die früheste Erwähnung der Franken, die sich als bewaffnete Siedler in Nordgallien schon im 4. bis 5. Jahrhundert "fassen" lassen. Danach folgt der bedeutungsschwere Satz, dass es sich bei diesen bewaffneten Siedlern "auch um Angehörige der spätrömischen Armee gehandelt haben kann."
In dieser Zeit existierte in Nordgallien das "Herrschaftsgebiet des Syagrius", das im Grunde nur ein spätrömisches Machtkonstrukt darstellt. Syagrius war zudem der Sohn des weströmischen Heermeisters Aegidius. Sein Rivale war zu dieser Zeit der fränkisch-römische General Childerich. Beide werden als Warlords beschrieben, die in Gallien den Zusammenbruch des weströmischen Reiches für sich ausnutzten. Childerich hatte dabei die "Salfranken" hinter sich, die in der Regel auch nur Salier genannt werden. Das ist deswegen bemerkenswert, weil offensichtlich zu dieser Zeit noch niemand einen Stamm der Franken kannte. Dieser angebliche Hauptstamm der Franken, stellte quasi eine Kriegerkaste (keinen ethnischen Stamm!) dar, die sich im Nordosten Gallien ein kleines Reich erkämpfte. Also erneut auf spätrömischen Gebiet, dass sie dann kontinuierlich erweiterten.
Von den Saliern ist immerhin bekannt, dass sie zu dieser Zeit von einem Mann namens Merowech geführt wurden, der offensichtlich einem einflussreichen salischen Familien-Clan entstammte. Weit westlich des Unterrheins im Hennegau ansässig, befindet sich die Region quasi in der weströmischen Etappe, weit weg also von der römischen Rheingrenze. In Tournai (Doornik) soll die Familie von Merowech seinen Sitz unterhalten haben und auch sein berühmter Sohn Childerich stammt aus dieser Stadt. Historisch belegbar ist jedoch nur Childerich, als römischer General, während über Merowech nur wenig Gesichertes überliefert ist. Nach Gregor von Tours soll Merowech aus dem salischen Geschlecht von Chlodio entstammen, dessen Hauptsitz angeblich in Thüringen lag. Dieser Ort konnte bis heute nicht lokalisiert werden und suchte meistens im belgischen (bei Brüssel) und deutschen Duisburg nach den Spuren dieser Merowinger.
Tongeren in Flandern - Zwei alte Namensvarianten von Tongeren sollen für die irrige Annahme gesorgt haben, dass die Salier auch aus Thüringen stammen sollen.
In neuerer Zeit ist man hingegen auf Tongeren fokusiert, der ältesten belgischen Stadt, die namentlich auch civitas Tungrorum oder Thoringorum genannt, für die irrige Annahme sorgte, dass Chlodio aus Thüringen stammen würde. Damit können wir uns wohl vollends von der Vorstellung lösen, dass die Salier östlich vom Rhein stammen, sondern bestenfalls vom Mündungsgebiet dieses Flusses, wo sich das Wort "Sal" mit einer Himmelssäule aus der Asenzeit verknüpfen lässt. Diese ist uns auch als Yggdrasil und Irminsul bekannt und erzählt von den Herkunft er alten Asen in Europa. Nach heutigem Stand gilt Chlodio auch nicht mehr als Vater von Merowech, sondern ist bestenfalls mit ihm verwandt. Fakt ist jedoch, dass Chlodio bei den Römern hoch angesehen war und auch seine Niederlage gegen Flavius Aëtius keine großen Auswirkungen auf seine Machtposition hatte. Seine salische Kriegerkaste wurde jedenfalls erneut als Föderaten bestätigt, womit ihr autonomer Status innerhalb des Weströmischen Reiches bestätigt wurde.
Quellen: https://ahnenhalle.xobor.de/t51f27-Die- ... tml#msg100
https://de.wikipedia.org/wiki/Merowech
Die Herkunft der Franken
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Re: Die Herkunft der Franken
Merowech in der Fredegar-Chronik
Das angebliche Seemonster Quinotaur
Wer wirklich Merowech war, könnte auch die Fredegar-Chronik vermitteln, die als bisher einzige Quelle von Merowechs Geburt berichtet. In der überlieferten Sage soll Chlodios Frau im Meer gebadet haben und wurde dort von einem Seeungeheuer überrascht, dass namentlich als Quinotaurus überliefert ist. Nach dieser Begegnung soll sie Merowech geboren haben, womit Chlodio nicht mehr zweifelsfrei sein Vater ist. Man vergleicht heute den Namen Quinotaurus mit dem griechischen Minotaurus, hinter dem sich angeblich ein riesiger Stier verbirgt, mindestens jedoch ein gehörntes Monster mit Bezug zum Meer. Bisher glaubt man an einem Schreibfehler oder Omen, oder will diesen Quinotaurus mit Chlodio gleichsetzen, doch nichts offenbart eindeutig, wer wirklich für Merowechs Vater stehen soll.
Die Sage soll zudem nicht erst im 5. Jahrhundert entstanden sein, vielmehr könnte sich ihre ursprüngliche Version auf eine weit ältere Sagengestalt namens Mero bezogen haben. Das ganze wurde in späterer Zeit in eine neue Fassung umgeschrieben und wegen der Namensähnlichkeit auf Chlodio und Merowech übertragen. Damit soll schließlich die Auffassung entstanden sein, dass der Name der Merowinger von einem real existierenden König Merowech abgeleitet wurde. Dem widerspricht inzwischen Alexander Murray, wonach eine ursprüngliche Sagengestalt Mero nicht aus der Quelle abgeleitet werden kann. Es handelt sich auch nicht um eine echte pagane Sage, sondern um eine erst im sechsten oder siebten Jahrhundert von einem gebildeten christlichen Franken geschaffene literarische Fiktion. Deren Zweck sei es gewesen, eine Basis für damals beliebte etymologische Spekulationen oder Spielereien anzubieten. Der Name Merowech sei als „Meer-Vieh“ gedeutet worden und dies sei der Ausgangspunkt für die Herstellung eines Zusammenhangs mit einem Meeresungeheuer gewesen. Der Urheber der Fiktion habe den Minotauros-Mythos gekannt, dem zufolge Minotauros der Sohn eines Stiers war, den der Gott Poseidon (Neptun) aus dem Meer emporsteigen ließ. Von diesem Sagenmotiv habe sich der christliche Franke dazu anregen lassen, den Minotauros-Mythos für seinen Zweck umzugestalten. In Wirklichkeit sei der Name des Merowingergeschlechts tatsächlich von dem historischen König Merowech abgeleitet.
Die Schelde bei Briel - von diesem Flussnamen wird sich auch der Name der Salier ableiten.
Bild Svanscho, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0
Wie dieses Merowingergeschlecht entstand könnte ein früherer Urwald verraten, der in der Fredegar-Chronik als Silva Carbonaria erwähnt wird und im Mittelalter als Kohlenwald bekannt war. Er gilt als früheres salisches Grenzgebiet, das später die fränkischen Reiche Neustrien und Austrasien trennte. Am Nordrand dieses Waldes lagen Tongeren, Kortrijk und Cambrai,und von dort war es auch nicht mehr weit bis zum Meer. Tongeren liegt nur 15 km westlich der Maas, die in das gleiche Delta, wie Rhein und Schelde fließt. Die Schelde wiederum wurde in der Antike Scaldis genannt, wobei sich der Name von einem Adjektiv ableitet, das dem altenglischen Sceald ("shallow"), dem modernen englischen "shoal" oder dem niederdeutschen Schol entspricht. Damit lässt sich von diesem Namen auch jenes "sal" herleiten, nach denen die Salier benannt wurden. Salier bedeutet also nichts anderes, als dass sie ursprünglich von der Schelde stammen werden.
Primärquelle: Wikipedia
Bildquelle Quinotaur: https://www.geni.com/photo/view/6000000 ... 1505690359
Das angebliche Seemonster Quinotaur
Wer wirklich Merowech war, könnte auch die Fredegar-Chronik vermitteln, die als bisher einzige Quelle von Merowechs Geburt berichtet. In der überlieferten Sage soll Chlodios Frau im Meer gebadet haben und wurde dort von einem Seeungeheuer überrascht, dass namentlich als Quinotaurus überliefert ist. Nach dieser Begegnung soll sie Merowech geboren haben, womit Chlodio nicht mehr zweifelsfrei sein Vater ist. Man vergleicht heute den Namen Quinotaurus mit dem griechischen Minotaurus, hinter dem sich angeblich ein riesiger Stier verbirgt, mindestens jedoch ein gehörntes Monster mit Bezug zum Meer. Bisher glaubt man an einem Schreibfehler oder Omen, oder will diesen Quinotaurus mit Chlodio gleichsetzen, doch nichts offenbart eindeutig, wer wirklich für Merowechs Vater stehen soll.
Die Sage soll zudem nicht erst im 5. Jahrhundert entstanden sein, vielmehr könnte sich ihre ursprüngliche Version auf eine weit ältere Sagengestalt namens Mero bezogen haben. Das ganze wurde in späterer Zeit in eine neue Fassung umgeschrieben und wegen der Namensähnlichkeit auf Chlodio und Merowech übertragen. Damit soll schließlich die Auffassung entstanden sein, dass der Name der Merowinger von einem real existierenden König Merowech abgeleitet wurde. Dem widerspricht inzwischen Alexander Murray, wonach eine ursprüngliche Sagengestalt Mero nicht aus der Quelle abgeleitet werden kann. Es handelt sich auch nicht um eine echte pagane Sage, sondern um eine erst im sechsten oder siebten Jahrhundert von einem gebildeten christlichen Franken geschaffene literarische Fiktion. Deren Zweck sei es gewesen, eine Basis für damals beliebte etymologische Spekulationen oder Spielereien anzubieten. Der Name Merowech sei als „Meer-Vieh“ gedeutet worden und dies sei der Ausgangspunkt für die Herstellung eines Zusammenhangs mit einem Meeresungeheuer gewesen. Der Urheber der Fiktion habe den Minotauros-Mythos gekannt, dem zufolge Minotauros der Sohn eines Stiers war, den der Gott Poseidon (Neptun) aus dem Meer emporsteigen ließ. Von diesem Sagenmotiv habe sich der christliche Franke dazu anregen lassen, den Minotauros-Mythos für seinen Zweck umzugestalten. In Wirklichkeit sei der Name des Merowingergeschlechts tatsächlich von dem historischen König Merowech abgeleitet.
Die Schelde bei Briel - von diesem Flussnamen wird sich auch der Name der Salier ableiten.
Bild Svanscho, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0
Wie dieses Merowingergeschlecht entstand könnte ein früherer Urwald verraten, der in der Fredegar-Chronik als Silva Carbonaria erwähnt wird und im Mittelalter als Kohlenwald bekannt war. Er gilt als früheres salisches Grenzgebiet, das später die fränkischen Reiche Neustrien und Austrasien trennte. Am Nordrand dieses Waldes lagen Tongeren, Kortrijk und Cambrai,und von dort war es auch nicht mehr weit bis zum Meer. Tongeren liegt nur 15 km westlich der Maas, die in das gleiche Delta, wie Rhein und Schelde fließt. Die Schelde wiederum wurde in der Antike Scaldis genannt, wobei sich der Name von einem Adjektiv ableitet, das dem altenglischen Sceald ("shallow"), dem modernen englischen "shoal" oder dem niederdeutschen Schol entspricht. Damit lässt sich von diesem Namen auch jenes "sal" herleiten, nach denen die Salier benannt wurden. Salier bedeutet also nichts anderes, als dass sie ursprünglich von der Schelde stammen werden.
Primärquelle: Wikipedia
Bildquelle Quinotaur: https://www.geni.com/photo/view/6000000 ... 1505690359