Die Kreuzritter - Mörder oder Verblendet?
Moderator: Duval90
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Die Kreuzritter - Mörder oder Verblendet?
Nun gibt es ja viele Bücher über die Hintergründe und Initiatoren der Kreuzzüge. Jedoch bin ich darauf gar nicht aus. Mich würde interessieren in welcher Rolle Ihr die Ritter, welche diesen Krieg begleitet haben, seht?
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Re: Die Kreuzritter - Mörder oder Verblendet?
Hallo André,
nicht nur die Ritter - die waren ja eigentlich nur die "Spitze des Eisbergs". Da gab es ja auch Knappen, den Versorgungstross mit Handwerkern und so weiter . . . So ein mittelalterliches Heer war ein ziemlich umfangreiches Gebilde.
Sicher war einer der Triebfedern die fehlenden "Berufswahlmöglichkeiten". Bauernhof oder Gewerbe des Vaters konnte immer nur der älteste Sohn bzw. wenn sie einen passenden Mann fand, die älteste Tochter erben. Die restlichen Kinder waren entweder Knechte/Mägde ohne Aussicht auf einen eigenen Hausstand. Ins Kloster gehen war nur möglich, wenn man die dafür nötige "Mitgift" aufbringen konnte, da war der Haupterbe oft nicht bereit zur Auszahlung. Söldner konnte man nur werden, wenn man eine Ausstattung hatte, die auch finanziert werden musste. Handwerker, die zwar beim Vater gelernt hatten, aber aufgrund der Gildenbeschränkungen nicht selbstständig werden durften, waren froh, wenn sie beim Kreuzzug angenommen wurden.
Man muss sich erst einmal klar machen, wie anders das Leben damals war.
Bei den Rittern gab es sicher auch eine Menge nachgeborene Söhne, die versuchten auf diese Weise Karriere und/oder ein eigenes Vermögen zu machen.
Gruß
Carmenta
nicht nur die Ritter - die waren ja eigentlich nur die "Spitze des Eisbergs". Da gab es ja auch Knappen, den Versorgungstross mit Handwerkern und so weiter . . . So ein mittelalterliches Heer war ein ziemlich umfangreiches Gebilde.
Sicher war einer der Triebfedern die fehlenden "Berufswahlmöglichkeiten". Bauernhof oder Gewerbe des Vaters konnte immer nur der älteste Sohn bzw. wenn sie einen passenden Mann fand, die älteste Tochter erben. Die restlichen Kinder waren entweder Knechte/Mägde ohne Aussicht auf einen eigenen Hausstand. Ins Kloster gehen war nur möglich, wenn man die dafür nötige "Mitgift" aufbringen konnte, da war der Haupterbe oft nicht bereit zur Auszahlung. Söldner konnte man nur werden, wenn man eine Ausstattung hatte, die auch finanziert werden musste. Handwerker, die zwar beim Vater gelernt hatten, aber aufgrund der Gildenbeschränkungen nicht selbstständig werden durften, waren froh, wenn sie beim Kreuzzug angenommen wurden.
Man muss sich erst einmal klar machen, wie anders das Leben damals war.
Bei den Rittern gab es sicher auch eine Menge nachgeborene Söhne, die versuchten auf diese Weise Karriere und/oder ein eigenes Vermögen zu machen.
Gruß
Carmenta
DEFIGO DANAOS NUMINUM AETERNORUM GRATIA NUMQUAM LITATIONEM PERFICERE
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Re: Die Kreuzritter - Mörder oder Verblendet?
Das was Carmenta beschreibt passt auch noch zu Teilen in die Napoleonische Epoche. So ein Zug der Armee zog viele, sehr viele Mitläufer mit. Auch Wäscherinen, Soldatenfrauen, Kinder und Händler. Wellington selbst beschrieb 1813 seine in Spanien vorrückende Armee als 1/3 Soldaten und 3/4 mitgezogene.
Also ich denke eher das es den Mächtigen der Kreuzzüge in ersten Linie um Macht und Reichtum unter dem Mantel des „heiligen Anlasses“ ging der Adel, also die Ritter deshalb auch mitzogen. Der Hauptteil wird gezogen sein aus einer Mischung von keine berufliche Perspektive, wie Carmenta schrieb, aus der Möglichkeit sich zu bereichern, sicher auch Abenteuerlust. Einige wenige aus Überzeugung. Viele auch aus Zugzwang.
Also ich denke eher das es den Mächtigen der Kreuzzüge in ersten Linie um Macht und Reichtum unter dem Mantel des „heiligen Anlasses“ ging der Adel, also die Ritter deshalb auch mitzogen. Der Hauptteil wird gezogen sein aus einer Mischung von keine berufliche Perspektive, wie Carmenta schrieb, aus der Möglichkeit sich zu bereichern, sicher auch Abenteuerlust. Einige wenige aus Überzeugung. Viele auch aus Zugzwang.
- André
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Re: Die Kreuzritter - Mörder oder Verblendet?
"....... Die Kreuzfahrer, nach so viel Leiden und Entbehrungen völlig von Sinnen, rasen wie Besessene durch Straßen, Häuser und Moscheen, schreibt der britische Mediävist Steven Runciman. Er stützt sich dabei auf Augenzeugenberichte wie diesen: „Alle Feinde, die sie finden konnten, streckten sie mit der Schärfe ihrer Schwerter nieder, ohne auf Alter oder Rang Rücksicht zu nehmen, und es lagen überall so viele Erschlagene und solche Haufen abgehauener Köpfe umher, dass man keinen anderen Weg oder Durchgang finden konnte als über Leichen.“
Auf das Massaker folgt ein Dankgottesdienst in der Grabeskirche....... "
QUELLE :
https://www.welt.de/geschichte/article1 ... salem.html
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Re: Die Kreuzritter - Mörder oder Verblendet?
Das ist leider eine „übliche“ Schilderung. Nach dem Sturm auf Badajos in Spanien 1812 hatte Wellington 3 Tage lang nicht die Möglichkeit seine Armee zu kontrollieren. Auch hier wurden Zivilisten ermordet, geschändet und ausgeraubt.
Woran liegt das? Die Frage habe ich mir auch schon gestellt. Ich versuche mich dann in die Situation einzudenken.
Meine Erklärung ist, das selbst der sanftmütigste durch Adrenalin zu einer Furie werden kann. Wenn man bedenkt was die Soldaten gesehen und erlitten haben, so etwas staut sich auf. Wie ich oben schon erwähnt habe ist dann noch der Drang zur Bereicherung. Dies nach einer erfolgreich durchgestandenem Strapaze, Schlacht oder Belagerung führt auch durch die Masse der Leute zu einer Hysterie, zu einem Rauschzustand. Es herrscht Zorn, Grenzenlosigkeit, Hass und Erbarmungslosigkeit. Dann passiert es, das der sanftmütigste zur Furie werden kann.
Also, wie ich immer sage, erinnert daran was Krieg bedeutet, wischt es nicht weg. Passt auf das es nicht wieder passiert. Wenn der Stein ins Rollen gekommen ist, wird sowas immer wieder passieren.
Woran liegt das? Die Frage habe ich mir auch schon gestellt. Ich versuche mich dann in die Situation einzudenken.
Meine Erklärung ist, das selbst der sanftmütigste durch Adrenalin zu einer Furie werden kann. Wenn man bedenkt was die Soldaten gesehen und erlitten haben, so etwas staut sich auf. Wie ich oben schon erwähnt habe ist dann noch der Drang zur Bereicherung. Dies nach einer erfolgreich durchgestandenem Strapaze, Schlacht oder Belagerung führt auch durch die Masse der Leute zu einer Hysterie, zu einem Rauschzustand. Es herrscht Zorn, Grenzenlosigkeit, Hass und Erbarmungslosigkeit. Dann passiert es, das der sanftmütigste zur Furie werden kann.
Also, wie ich immer sage, erinnert daran was Krieg bedeutet, wischt es nicht weg. Passt auf das es nicht wieder passiert. Wenn der Stein ins Rollen gekommen ist, wird sowas immer wieder passieren.
- André
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Re: Die Kreuzritter - Mörder oder Verblendet?
Ich betrachte dies ebenfalls so. Auch eine gewisse Gleichgültigkeit wird eine Rolle spielen.Tiziateur hat geschrieben: ↑So Mär 29, 2020 5:38 pm Das ist leider eine „übliche“ Schilderung. Nach dem Sturm auf Badajos in Spanien 1812 hatte Wellington 3 Tage lang nicht die Möglichkeit seine Armee zu kontrollieren. Auch hier wurden Zivilisten ermordet, geschändet und ausgeraubt.
Woran liegt das? Die Frage habe ich mir auch schon gestellt. Ich versuche mich dann in die Situation einzudenken.
Meine Erklärung ist, das selbst der sanftmütigste durch Adrenalin zu einer Furie werden kann. Wenn man bedenkt was die Soldaten gesehen und erlitten haben, so etwas staut sich auf. Wie ich oben schon erwähnt habe ist dann noch der Drang zur Bereicherung. Dies nach einer erfolgreich durchgestandenem Strapaze, Schlacht oder Belagerung führt auch durch die Masse der Leute zu einer Hysterie, zu einem Rauschzustand. Es herrscht Zorn, Grenzenlosigkeit, Hass und Erbarmungslosigkeit. Dann passiert es, das der sanftmütigste zur Furie werden kann.
Also, wie ich immer sage, erinnert daran was Krieg bedeutet, wischt es nicht weg. Passt auf das es nicht wieder passiert. Wenn der Stein ins Rollen gekommen ist, wird sowas immer wieder passieren.
Leider ist der Mensch ein sehr widersprüchliches Wesen, welches nicht wirklich dazulernt.
schade das es immernoch Krieg,Mord und Zerstörung trotz der Geschichte gibt...
- CaptainMorgan
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Re: Die Kreuzritter - Mörder oder Verblendet?
Ich denke man macht einen Fehler wenn man die Kreuzzüge als Religionskonflikt betrachtet. Denn das war er wenn man genauer hinschaut nämlich nicht, zumindest wenn man sich die Strippenzieher und Mächtigen ansieht. Wie begann das Ganze? Der Kaiser von Konstantinopel wandte sich an den Papst in der Hoffnung, er würde ihm ein paat Söldner schicken um gegen die Sarazenen im Nahen Osten bekämpfen zu können. Papst Urban II. sah darin die Chance, seinen eigenen Macht- und Wirkungsbereich nach Osten auszudehnen. Deswegen bediente er sich der Religion und der "Befreiung des heiligen Landes" um seine gläubigen Untertanen dazu zu bringen sich auf den Weg in die Levante zu machen.
Dass die Kreuzzüge wenn überhaupt nur marginal etwas mit Religion bzw. Glauben zu tun haben sah man spätestens 1204 während des vierten Kreuzzuges, indem es der Doge von Venedig schaffte die Kreuzfahrer dazu zu bewegen nicht ins heilige Land zu ziehen, sondern stattdessen Konstantinopel zu erobern und zu plündern.
Dass die Kreuzzüge wenn überhaupt nur marginal etwas mit Religion bzw. Glauben zu tun haben sah man spätestens 1204 während des vierten Kreuzzuges, indem es der Doge von Venedig schaffte die Kreuzfahrer dazu zu bewegen nicht ins heilige Land zu ziehen, sondern stattdessen Konstantinopel zu erobern und zu plündern.