Herstellung französischer Uniformen nach originalen Vorbildern aus der Zeit von 1786- 1812 TEIL 2
Das Probestecken der Einzelteile
Hast Du nun erfolgreich Deine Stücke zurechtgeschnitten, kannst Du Dich an das Anheften der Teile wagen. Hierzu nimmst Du eine Schneiderpuppe zur Hand. Am besten eine, welche sich in Größe und Breite verstellen lässt. Beachte beim Einstellen der Schneiderpuppe, dass Du nicht Deine normale Größe und Umfänge einstellst (freier Oberkörper), sondern so wie beim vorherigen Abmessen. Weil Du trägst ja schließlich Kleidung unter der Uniform. Mit Stecknadeln kannst du alle Teile einmal anstecken und Schauen ob es passt. Nicht selten kann es passieren, dass man schnell alles zusammen nähen will, jedoch die Teile nicht mehr passen. Sollte es dennoch sein, dass ein Übermaß an Stoff bei den vermeintlich gleichgeschnittenen Stoffen, besteht, kannst Du entweder es noch einmal auftrennen oder den vorher großzügigen Saum nutzen. Am Ende zählt selbstverständlich das Ergebnis. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Fällt dir etwas auf, was nicht passt, kannst du es jetzt noch ändern.
- Die Hauptteile wurden zum Test mit Stecknadeln befestigt und auf die Schneiderpuppe übergelegt. Hier zu sehen sind noch die Nahtmarkierungen mit dicken Faden.
Das Zusammennähen der Teile
Hast Du dich entschieden mit der Nähmaschine zu arbeiten (auch wenn es nur die unsichtbaren Nähte sind), steckst Du die Teile so zusammen, dass Du die Stecknadeln vor der Nähmaschinennadel herausziehen kannst (Also mit dem Stecknadelkopf zu Dir). Denn nichts ist ärgerlicher, als eine Stecknadel verbogen in der Nähmaschine. Im schlimmsten Falle, Zerstörst du einen Teil der Maschine oder brichst die Nähnadel ab und musst die Naht neu beginnen.
Ich fange mit der Paspelierung an. Hierzu nehme ich meine vor geschnittenen Stoffstreifen und setze sie oben, auf die Außenseite, des jeweiligen Hauptteiles auf. Diese sollen dann später um gefaltet werden. So entsteht eine schöne gleichmäßige Umrandung. Vorteil: Kein Ausfranzen der Stoffkanten.
Danach werden beide Stoffe noch einmal miteinander vernäht. Hier kannst Du, wie vorhin beschrieben, die sichtbaren oder den sogenannten Punktstich nehmen. Egal für welchen Stich Du Dich entscheidest, achte auf eine gleichmäßige Paspelierung.
Kleiner Tipp: Wenn Du bei dem Abmessen noch unsicher bist, dann lass beim Zusammennähen mehr Platz. Also setze die Naht nicht direkt an der Markierten Stelle an sondern gehe mehr in den Saum rein. Auch wenn es nur 0,5 cm sind, am Ende hast du einen Umfang von 1 cm mehr. Und das kann sehr oft deinen Hals retten. Denn kürzen oder verengen kann man später immer noch.
Bist du mit der Paspelierung fertig, kannst du nun die Hauptteile zusammen nähen. Jetzt kann man schon einmal Ausatmen. Man hat schon etwas In Form gebracht. Und man erkennt die Anfänge .
- Die Paspelierung wurde an den Hauptteilen vernäht. Nächster Schritt ist das Verbinden der Teile.
Nehme dir jetzt ein Bügeleisen zur Hand und nutze viel Wasser. Das Tuch/ Loden, saugt es auf und lässt sich besser bügeln. Dadurch das Du keine Kunstfasern (zwinker) in deinem Stoff hast, kann bei hohen Temperaturen nichts passieren(Plastik schmilzt
). Bügel das erste Mal den Saum sauber um. Das ist wichtig, damit am Ende ein ergonomisches Ergebnis erzielt wird.
Setze nun die Ärmel zusammen und Bügel sie an den Nähten, wie bei dem Hauptteil. Falte den Saum (Schulter) bei den Ärmeln um nun die Ärmelposition festzulegen. Die hintere Naht, welche nun gerade den Ärmel entlang geht, sollte am hinteren Schulterstück zwischen den Nähten mittig, oder etwas nach oben versetzt angebracht werden.
- Die Hintere/Untere Naht des Ärmels muss relativ Mittig aufgebracht sein.
- Die Ärmelnaht mit dem Produkt
Hast du den perfekten Sitz für deine Ärmel gefunden [gleicher Abstand zu dem gegenüberliegenden Ärmel, recht mittige Naht, Höhe der Ärmel (Schulterkugel)], nähst du grob mit einem dickeren Faden die Ärmel an die Hauptteile.
INFO: Was passiert wenn die Ärmel nicht korrekt angenäht sind? Dadurch, dass die Ärmel eine gebeugte Form haben, kann es sein das an den Schultern Spannungen Vorne oder Hinten entstehen. Desweiteren entstehen ungewollte Falten. Die Ärmel sollten recht eng anliegen und an geraden Flächen kaum Falten schlagen.
Nähe die Ärmel noch einmal ordentlich zusammen. Hier wirst Du eventuell das erste Mal an die Grenzen von Dir beziehungsweise an die Deiner Maschine kommen. Viele umgeschlagene Säume müssen korrekt liegen, um keine Wulste entstehen zu lassen. Wenig Sicht und Platz zum manövrieren. Spätestens hier, habe ich meinen ersten Wutanfall gehabt. Seither nähe ich Ärmel nur noch per Hand an.
Eine kleine Anprobe steht an. Wie sitzt die Uniform? Drückt etwas, Spannung an den Schultern? Ändere es jetzt. Später wirst du mehr Arbeit haben als jetzt!
Vernähe Außentaschen, welche mit vorhin beschrieben Paspelierungen versehen sind. Diese Außentaschen sind an der Oberen Kante nicht gerade vernäht, sondern besitzen einen gebogenen Nahtverlauf. So wirkt diese modischer und schmaler. Die Tasche wird Schräg aufgebracht. Siehe Zeichnungen.
- Hier sind die Maße. Abgenommen von dem originalen !Offiziers!-Rock
- Beachte: Die Tasche sitzt nicht Waagerecht auf dem Stoff auf.
Das Innenfutter
Je nach Zeit wurden verschiedene Innenfutter verwendet. Entweder Komplett aus Serge oder Trikot, Teil Wolle und Teil Leinen. Was aber bei allen gleich ist, ist das Leinen in den Ärmeln. Für dieses Bespiel nehmen wir Serge. Im Prinzip sind die Innenfutterteile genauso wie die Hauptteile (bis auf das Rückenteil). Nur etwas schmaler. Im Prinzip nähst Du jetzt das Innenfutter wie Außen. Achtung. Die Teile sind nun andersherum anzubringen. Denn du willst ja die Säume nicht Innen sichtbar haben, sondern verstecken! Ob Du jetzt die Zwei Taschen vor dem Einnähen in die Uniform bringst, oder am Ende, ist egal. Du musst nur vorsichtig beim Aufschneiden sein. Die Herstellung der Taschen ist einfach. Du nimmst Stoffreste von Serge oder Leinen, und suchst Dir ein passend großes Stück aus welches du in gleichmäßiger Länge faltest. Jetzt müssen nur noch die Seiten zusammen genäht werden. Die Maße sollten laut Originaluniform der 22e Demi betragen: 18cm breit und 27cm tief. Hast du nun dein Innenfutter fertig gestellt, stülpe das Hauptteil drüber. Sticke mit langen Stichen beide Teile fest. Jetzt kann es noch einmal anprobiert werden. Wenn alles Passt vernähe das Innenfutter an den Hauptstoff. Das Ärmelinnenfutter kannst auch erst nachträglich einfügen und anpassen.