TEIL 1
Eine einsame Steele in Brandenburg
Anfang August 2020 machte ich mit meinem Sohn eine Woche Urlaub in Brandenburg, da er die Kampfstätten des Jahres 1945 mal sehen wollte. Aber die Gegend ist birgt ja viele geschichtsträchtige Orte aus mehreren Jahrhunderten, da mein Hauptgebiet ja die Napoleonik ist.
Wir hatten uns in einer sehr schönen Pension Charlottenhof am Ort Steinhöfel eingemietet. Von da aus war alles prima zu erreichen. Eines Abends blätterte ich in der Pension in einer Ortschronik, es war die Ortschronik von Gölsdorf, gleich in der Nachbarschaft. In der Ortschronik wurde ein Napoleonisches Gefecht erwähnt vom 21./22. Februar 1813 mit einer Steele an einem Postweg nach Müncheberg.Diese wurde am nächsten Tag gleich mit in das Programm aufgenommen. Von der Hauptstrasse in Gölsdorf in den alten Postweg nach Eggersdorf / Müncheberg abgebogen, hat man spätestens hinter dem Ortsschild von Gölsdorf bis zum Ortsschild von Eggersdorf den Eindruck, die Zeit ist seit 1813 stillgestanden ist. Kopfsteinplaster und Sandstrasse, ohne Strommasten etc welche das historische Bild stören würden. Ein Gefühl einer wahren Zeitreise. Der gesamte Weg ist ca 3 KM lang. Dann auf einmal, ca 800 m hinter dem Ortsschild von Gölsdorf, rechts im Gebüsch, tauchte die Steele auf, mit Beschussspuren aus dem zweiten Weltkrieg.
Die Beschriftung lautet:
Frontseite „Am 22. Februar 1813 fiel hier siegend ein tapferer russischer Offizier. Sein Name ist unbekannt. Preussische Waffenbrüder setzten Ihm dieses Denkmal.“
Was war hier passiert? Die Beschreibung der Ortschronik sagte ja das laut Kirchenbuch hier ein Eintrag zu finden ist welcher folgendes aussagt: “von Buchholz (einem Ort ganz in der Nähe) griff während der Befreiungskriege gegen Napoleon am 21/22.02.1813 ein russischer Trupp unter Führung des Kosakenoberst BENEKENDORF bei Gölsdorf eine französische Nachschubkolonne an, bei der es sich um ein Bataillon italienische Jäger handelte. Das Bataillon wurde über Buchholz bis Ahrendorf zurückgedrängt und aufgerieben. Bei diesem Gefecht fiel ein Kosakenoffizier, dem bei Gölsdorf ein Denkmal gesetzt wurde, was auch heute noch gepflegt wird.“
Aha! Also erste Anhaltspunkte, aber auch, bei einer ersten im Urlaub möglichen Überprüfung einige Ungereimtheiten. Da ich über viel Quellenmaterial zu Hause verfüge und mich die Geschichte sehr interessierte wollte ich das Geheimnis aufdecken.
Eine einsame vergessene Steele in Brandenburg, eine Geschichte
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Re: Eine einsame vergessene Steele in Brandenburg, eine Geschichte
TEIL 2
An sich ein schwieriges Vorhaben, da sich wenige Quellen mit der Zeit von Januar/ Februar 1813 befassen, aber genau das reizte mich.
Was hatte ich also in der Hand?
Fakten, eine Steele die sagt es waren Russen und auch Preußen beteiligt. Da im Februar 1813 aber Preußen offiziell Frankreich noch nicht den Krieg erklärt hat, mussten diese preußischen Offiziere irreguläre oder in russischen Diensten gewesen sein. Wären sie länger in russischen Diensten gewesen, so hätten Sie den Namen des Offiziers sicherlich gekannt, also wird es sich eher um irreguläre gehandelt haben, oder Patrioten die sich erst vor kurzem den Russen angeschlossen hatten. Dies wird ja auch durch den Kirchenbucheintrag bestärkt, der von Kosaken spricht, den sich diese Preußen im Zuge der Erhebung des preußischen Volkes gegen die Franzosen, angeschlossen haben.
Wir haben eine Zeitangabe die Steele spricht vom 22.02.1813 das Kirchenbuch vom 21/22.02.1813. Daraus schließe ich es handelte sich um einen Überfall in der Nacht, bzw im Morgengrauen des 22.02.1813.
Was haben wir weiter? Ortsangaben die durch die Ortskenntnis des damaligen Pastors mit Sicherheit stimmen werden. Dann noch eine Bezeichnung der Franzosen als Nachschubkolonne mit einem Bataillon italiensche Jäger (Chasseurs) also leichte Infanterie, welche aufgerieben wurden über Buchholz bis Ahrendorf. GENAU DA WAREN MEINE BEDENKEN!
Da ich öfter Ausarbeitungen in der Napoleonik mache, weiß ich das Kirchenbücher sehr häufig bei Bezeichnungen von militärischen Einheiten aus der Zeit Fehler machen! Sie sollen ja auch nur von Vorkommnissen berichten. Damit ist das militärische natürlich auch nicht der Hauptfocus der Kirche. Es ist einfach die Entfernung der Ort die mich stutzig macht! Von Gölsdorf bis Buchholz und nach Ahrendorf. Es handelt sich hier um 15-20 KM! Ein Kampf im Winter zwischen Kavallerie der Russen und italienischer leichter Infanterie (Bezeichnung Bataillon) über eine so weite Strecke ist nahezu unmöglich!
Also erst mal vorgehen wie ich es immer mache. Für den ersten Überblick, das Mammutwerk von Digby Smith über die Schlachten und Gefechte der Napoleonik gegriffen und im Februar 1813 nach Angaben über dieses Gefecht gesehen? Nichts!! Okay!! Also die zweite prima Übersichtsquelle gegriffen. Das Martinien Tableaux mit Ergänzungsband, wo ja alle verwundeten oder gefallenen Offiziere in französischen Diensten unter Napoleon den 1. aufgelistet sind.
Also erst mal die italienische Infanterie durchsucht, dort speziell die leichte (Jäger) Infanterie, nichts! Fast wie erwartet. Aufgrund der Ortsbeschreibungen hatte ich ohnehin einen anderen Verdacht. Ich war nun fest der Überzeugung das es sich nicht um Infanterie der Italiener gehandelt hat, sondern des es Kavallerie war, so genante JÄGER zu PFERDE also Chasseurs a Cheval. BINGO!!!
Hier die gesuchte Einheit mit folgendem Eintrag:
4. italienische Chasseurs a Cheval 22eme fevr 1813 combat de Munchberg (route de Francfort a Berlin) 7 vermerkte Namen zu diesem Gefecht und im Ergänzungsband noch einen weiteren Namen!
Es waren also Jäger zu Pferde, sehr wahrscheinlich als Begleitung eines Wagenkonvois auf dem Wege von Frankfurt an der Oder nach Berlin. Diese wurden bei Gölsdorf also von Kosaken überfallen und aufgerieben.
Waren es nun französische Truppen, die aus Russland zurückkehrten, oder welche, die in Preußen in Garnison standen? Also meine umfangreichen Ordre de Batailles (Korpsaufstellungen) wälzen, welche ich habe. Also die Ordres von 1811/ 1812 und Anfang 1813 herausgesucht. Die Ordres wurden von allen Armeen, möglichst monatlich geführt und gemeldet, zur Übersicht der Gesamtstärke der zur Verfügung stehenden Truppen.
Also die 4eme italienischen Chasseurs a Cheval wurden erst 1811 formiert. In keiner Ordre de Bataille des Rußlandfeldzuges tauchen sie auf! Also waren Sie nicht am Russlandfeldzug beteiligt. Es handelte sich also um Garnisonstruppen welche in Preußen standen.
Dann fand ich die 4eme Chasseurs a Cheval in einer Ordre vom 01.03.1813, also 8 Tage nach dem Gefecht bei Gölsdorf.
Sie waren dort gelistet in der Hauptarmee unter dem Oberbefehl des Stiefsohnes von Napoleon, Eugene de Beauharnais. Hier standen Sie in der Avantgarde (Vorhut). Die Hauptarmee sollte ja 1813 den Rückzug der Truppen aus Russland decken und Napoleon Zeit geben, durch hinhaltenden Widerstand, eine neue Armee zu sammeln und aufzubauen.
Die Zugehörigkeit war folgende:
Cavallerie der 35. Div unter General Grenier 1./2./3./4. Eskadron der 4. ital. Chasseurs a Cheval mit 40 Offizieren 1025 Mann und 1093 Pferden. Damit haben wir hier nachgewiesen, dass der Kirchenbucheintrag von Gölsorf hier nicht stimmt. Bei der Stärkemeldung wird sicherlich auch noch nicht der Verlust der Offiziere und Mannschaften vom 22.02.1813 eingeflossen sein, da man ja noch nicht über schnelle Kommunikation verfügte. Es wurde ja alles per Kurier überbracht.
Hier die Namen der italienischen Offiziere die bei Gölsdorf gefallen sind, oder verwundet wurden:
Anmerkung, die Franzosen bezogen sich bei der Benennung von Gefechten/ Schlachten meist auf den nächst größeren Ort. In unserem Falle also Müncheberg.
Combat de Munchberg 22.02.1813
ERCULEI Colonel (Oberst) blessé (verwundet)
TELA Chef d`escadron (Eskadronschef) blessé (verwundet)
ALOISEL Capitaine A-M (Rittmeister Adjudant Major) blessé (verwundet)
ULVIRET Capitaine A-M (Rittmeister Adjudant Major) blessé (verwundet)
ROGER Capitaine (Rittmeister) blessé (verwundet)
BOUTMY Lieutenant (Oberleutnant) blessé (verwundet)
Sowie zwei unbekannte Lieutenants blessé (verwundet)
Das sind also verbürgte Namen von italienischen Soldaten die in Gölsdorf verwundet wurden,aus dem französischen Militärarchiv. Es sind also 8 Offiziere oder vielleicht 7, da der Lieutenant Boutmy aus dem später geschriebenen Martinien Ergänzungsband stammt. Er könnte somit also auch einer der beiden unbekannten Lieutenants aus dem Hauptband sein.
Ein Rückschluss auf die Verluste der Soldaten und Unteroffiziere ist nun überschläglich möglich. Nach Professor Bleibtreu, welcher sich in der Jahrhundertwende 1880/1914 sehr mit der napoleonischen Geschichte befasste, ergab sich bei seinen Verlusthochrechnungen von Gefechten und Schlachten, bei einem Infanterieoffizier ca 20 Mann an Toten/ Verwundeten bei der Kavallerie ca 10 Mann, sowie bei anderen Truppen Artillerie und Train usw ca 5 Mann als grobe Faustformel.
Damit hätten wir also einen Verlust von ca 70- 80 Mann an Toten und Verwundeten Unteroffizieren und Mannschaften der Italiener.
HIER EIN LINK ZU IHREN UNIFORMEN:
napitalia.org.uk bzw
HYPERLINK "http://www.histunif.com/italie/italie2/ ... tal005.htm" http://www.histunif.com/italie/italie2/ ... tal005.htm
dort bitte unter 4eme Chasseurs a cheval die Uniform anklicken.
An sich ein schwieriges Vorhaben, da sich wenige Quellen mit der Zeit von Januar/ Februar 1813 befassen, aber genau das reizte mich.
Was hatte ich also in der Hand?
Fakten, eine Steele die sagt es waren Russen und auch Preußen beteiligt. Da im Februar 1813 aber Preußen offiziell Frankreich noch nicht den Krieg erklärt hat, mussten diese preußischen Offiziere irreguläre oder in russischen Diensten gewesen sein. Wären sie länger in russischen Diensten gewesen, so hätten Sie den Namen des Offiziers sicherlich gekannt, also wird es sich eher um irreguläre gehandelt haben, oder Patrioten die sich erst vor kurzem den Russen angeschlossen hatten. Dies wird ja auch durch den Kirchenbucheintrag bestärkt, der von Kosaken spricht, den sich diese Preußen im Zuge der Erhebung des preußischen Volkes gegen die Franzosen, angeschlossen haben.
Wir haben eine Zeitangabe die Steele spricht vom 22.02.1813 das Kirchenbuch vom 21/22.02.1813. Daraus schließe ich es handelte sich um einen Überfall in der Nacht, bzw im Morgengrauen des 22.02.1813.
Was haben wir weiter? Ortsangaben die durch die Ortskenntnis des damaligen Pastors mit Sicherheit stimmen werden. Dann noch eine Bezeichnung der Franzosen als Nachschubkolonne mit einem Bataillon italiensche Jäger (Chasseurs) also leichte Infanterie, welche aufgerieben wurden über Buchholz bis Ahrendorf. GENAU DA WAREN MEINE BEDENKEN!
Da ich öfter Ausarbeitungen in der Napoleonik mache, weiß ich das Kirchenbücher sehr häufig bei Bezeichnungen von militärischen Einheiten aus der Zeit Fehler machen! Sie sollen ja auch nur von Vorkommnissen berichten. Damit ist das militärische natürlich auch nicht der Hauptfocus der Kirche. Es ist einfach die Entfernung der Ort die mich stutzig macht! Von Gölsdorf bis Buchholz und nach Ahrendorf. Es handelt sich hier um 15-20 KM! Ein Kampf im Winter zwischen Kavallerie der Russen und italienischer leichter Infanterie (Bezeichnung Bataillon) über eine so weite Strecke ist nahezu unmöglich!
Also erst mal vorgehen wie ich es immer mache. Für den ersten Überblick, das Mammutwerk von Digby Smith über die Schlachten und Gefechte der Napoleonik gegriffen und im Februar 1813 nach Angaben über dieses Gefecht gesehen? Nichts!! Okay!! Also die zweite prima Übersichtsquelle gegriffen. Das Martinien Tableaux mit Ergänzungsband, wo ja alle verwundeten oder gefallenen Offiziere in französischen Diensten unter Napoleon den 1. aufgelistet sind.
Also erst mal die italienische Infanterie durchsucht, dort speziell die leichte (Jäger) Infanterie, nichts! Fast wie erwartet. Aufgrund der Ortsbeschreibungen hatte ich ohnehin einen anderen Verdacht. Ich war nun fest der Überzeugung das es sich nicht um Infanterie der Italiener gehandelt hat, sondern des es Kavallerie war, so genante JÄGER zu PFERDE also Chasseurs a Cheval. BINGO!!!
Hier die gesuchte Einheit mit folgendem Eintrag:
4. italienische Chasseurs a Cheval 22eme fevr 1813 combat de Munchberg (route de Francfort a Berlin) 7 vermerkte Namen zu diesem Gefecht und im Ergänzungsband noch einen weiteren Namen!
Es waren also Jäger zu Pferde, sehr wahrscheinlich als Begleitung eines Wagenkonvois auf dem Wege von Frankfurt an der Oder nach Berlin. Diese wurden bei Gölsdorf also von Kosaken überfallen und aufgerieben.
Waren es nun französische Truppen, die aus Russland zurückkehrten, oder welche, die in Preußen in Garnison standen? Also meine umfangreichen Ordre de Batailles (Korpsaufstellungen) wälzen, welche ich habe. Also die Ordres von 1811/ 1812 und Anfang 1813 herausgesucht. Die Ordres wurden von allen Armeen, möglichst monatlich geführt und gemeldet, zur Übersicht der Gesamtstärke der zur Verfügung stehenden Truppen.
Also die 4eme italienischen Chasseurs a Cheval wurden erst 1811 formiert. In keiner Ordre de Bataille des Rußlandfeldzuges tauchen sie auf! Also waren Sie nicht am Russlandfeldzug beteiligt. Es handelte sich also um Garnisonstruppen welche in Preußen standen.
Dann fand ich die 4eme Chasseurs a Cheval in einer Ordre vom 01.03.1813, also 8 Tage nach dem Gefecht bei Gölsdorf.
Sie waren dort gelistet in der Hauptarmee unter dem Oberbefehl des Stiefsohnes von Napoleon, Eugene de Beauharnais. Hier standen Sie in der Avantgarde (Vorhut). Die Hauptarmee sollte ja 1813 den Rückzug der Truppen aus Russland decken und Napoleon Zeit geben, durch hinhaltenden Widerstand, eine neue Armee zu sammeln und aufzubauen.
Die Zugehörigkeit war folgende:
Cavallerie der 35. Div unter General Grenier 1./2./3./4. Eskadron der 4. ital. Chasseurs a Cheval mit 40 Offizieren 1025 Mann und 1093 Pferden. Damit haben wir hier nachgewiesen, dass der Kirchenbucheintrag von Gölsorf hier nicht stimmt. Bei der Stärkemeldung wird sicherlich auch noch nicht der Verlust der Offiziere und Mannschaften vom 22.02.1813 eingeflossen sein, da man ja noch nicht über schnelle Kommunikation verfügte. Es wurde ja alles per Kurier überbracht.
Hier die Namen der italienischen Offiziere die bei Gölsdorf gefallen sind, oder verwundet wurden:
Anmerkung, die Franzosen bezogen sich bei der Benennung von Gefechten/ Schlachten meist auf den nächst größeren Ort. In unserem Falle also Müncheberg.
Combat de Munchberg 22.02.1813
ERCULEI Colonel (Oberst) blessé (verwundet)
TELA Chef d`escadron (Eskadronschef) blessé (verwundet)
ALOISEL Capitaine A-M (Rittmeister Adjudant Major) blessé (verwundet)
ULVIRET Capitaine A-M (Rittmeister Adjudant Major) blessé (verwundet)
ROGER Capitaine (Rittmeister) blessé (verwundet)
BOUTMY Lieutenant (Oberleutnant) blessé (verwundet)
Sowie zwei unbekannte Lieutenants blessé (verwundet)
Das sind also verbürgte Namen von italienischen Soldaten die in Gölsdorf verwundet wurden,aus dem französischen Militärarchiv. Es sind also 8 Offiziere oder vielleicht 7, da der Lieutenant Boutmy aus dem später geschriebenen Martinien Ergänzungsband stammt. Er könnte somit also auch einer der beiden unbekannten Lieutenants aus dem Hauptband sein.
Ein Rückschluss auf die Verluste der Soldaten und Unteroffiziere ist nun überschläglich möglich. Nach Professor Bleibtreu, welcher sich in der Jahrhundertwende 1880/1914 sehr mit der napoleonischen Geschichte befasste, ergab sich bei seinen Verlusthochrechnungen von Gefechten und Schlachten, bei einem Infanterieoffizier ca 20 Mann an Toten/ Verwundeten bei der Kavallerie ca 10 Mann, sowie bei anderen Truppen Artillerie und Train usw ca 5 Mann als grobe Faustformel.
Damit hätten wir also einen Verlust von ca 70- 80 Mann an Toten und Verwundeten Unteroffizieren und Mannschaften der Italiener.
HIER EIN LINK ZU IHREN UNIFORMEN:
napitalia.org.uk bzw
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dort bitte unter 4eme Chasseurs a cheval die Uniform anklicken.
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Re: Eine einsame vergessene Steele in Brandenburg, eine Geschichte
TEIL 3
Wie stark war nun die italienische Einheit?
Nach meinen Schätzungen wird es sich um 1 Eskadron gehandelt haben also 250-260 Mann zuzüglich Troßsoldaten sowie ca 10 Mann vom Regimentsstab, also max 300-350 Mann. Wie komme ich auf diese Zahl. Ganz einfach, ich wäge Fakten und hunderte von Quellen ab, die ich zu der Napoleonik gelesen habe. Wir haben als ersten Anhaltspunkt das der Oberst des Regimentes sowie zwei Captaine Adjudant-Majore verwundet wurden, also 3 Mann vom Stab des Regimentes. Das würde auf die Anwesenheit des kompletten Regimentes schließen lassen. Dies schließe ich aber aus, durch folgende Schlussfolgerungen:
Punkt 1 eine Eskadron war immer die Ausbildungseskadron, zumeist immer die letzte Eskadronsnummer, in unserem Fall die 4. Eskadron. Die Ausbildungseskadron verblieb mit den Reservepferden immer im Depot zur weiteren Ausbildung von Rekruten für die Fronteskadronen.
Punkt 2 Eine komplette Einheit von ca 900 berittenen Soldaten zuzüglich der Trainsoldaten anzugreifen bedarf schon einer starken gegnerischen Truppe und nicht unzulänglich ausgebildeten Kosaken Regimentern, die, an sich nur zur Aufklärung oder dem Überfall auf kleinere Einheiten dienten.
Punkt 3 Es wurde nur ein Chef de Escadron verwundet, sowie nur zwei Lieutenants. Wären 3 Eskadronen zugegen gewesen so wäre der Ausfall der Subalternen Dienstgrade höher ausgefallen.
Punkt 4 der wohl ausschlaggebende Punkt, das Regiment nahm später noch an mehreren Gefechten/ Schlachten teil. Da aber nach dem Kirchenbuch die Einheit aufgerieben wurde kann es nicht das ganze Regiment gewesen sein.
Das Regiment nahm ab 1813 noch an folgenden Gefechten und Schlachten teil:
20/21 Mai 1813 Bautzen zwei verwundete Offiziere am 20. Mai ca 20 Mann
26. August 1813 Liegnitz (Silesie) zwei Offiziere verwundet ca 20 Mann
14.-19.Oktober 1813 Leipzig 1 Offizier am 17. Oktober ca 10 Mann.
10.11.1813 bei einer Aufklärung in Italien 1 Offizier auf Vorposten verwundet ca 10 Mann
15. November 1813 Caldiero 2 Offiziere verwundet ca 20 Mann
08.02.1814 Minicio 13 Offiziere verwundet ca 260 Mann
10. März 1814 Roverbella 1 Offizier verwundet ca 10 Mann
Daher komme ich zu dem Schluss es war eine Eskadron, sowie der gesamte oder fast gesamte Stab des Regimentes. Daher 250-260 Mann die ca Stärke einer Eskadron zuzüglich 10 Mann vom Regimentsstab und ca 50- max 70 Mann Wagenknechte/Train. Es war wohl ein wichtiger Transport (Transport einer höheren Geldsumme?) weil der Oberst den Wagenzug begleitete. Auch der Einsatz einer ganzen Eskadron als Transportbedeckung ist recht hoch. Möglicherweise hatte der Oberst aber auch den Auftrag eines wichtigen Rapportes in Berlin und war daher mit seinem Stab zugegen.
Nun gäbe es auch einige, die behaupten könnten das dort bei Gölsdorf die Regimentsfahne hätte erbeutet werden können, weil der Oberst sich bei der Kolonne befand, Dies war mit Sicherheit nicht so, da zum einen die russischen Quellen einen solchen Erfolg entsprechend in zeitgenössischen Quellen vermerkt hätten. Auch der Umstand, das leichte französische oder alleierte Kavallerieregimenter Ihre Fahnen und/oder Adler in der Regel im Depot beließen. Nach einer Ordre Napoleons aus dem Jahre 1808, weil die Aufgaben der leichten Kavallerie oftmals eine zu große Gefährdung der Fahne/ des Adlers bewirkt hätten.
Wie stark war nun die italienische Einheit?
Nach meinen Schätzungen wird es sich um 1 Eskadron gehandelt haben also 250-260 Mann zuzüglich Troßsoldaten sowie ca 10 Mann vom Regimentsstab, also max 300-350 Mann. Wie komme ich auf diese Zahl. Ganz einfach, ich wäge Fakten und hunderte von Quellen ab, die ich zu der Napoleonik gelesen habe. Wir haben als ersten Anhaltspunkt das der Oberst des Regimentes sowie zwei Captaine Adjudant-Majore verwundet wurden, also 3 Mann vom Stab des Regimentes. Das würde auf die Anwesenheit des kompletten Regimentes schließen lassen. Dies schließe ich aber aus, durch folgende Schlussfolgerungen:
Punkt 1 eine Eskadron war immer die Ausbildungseskadron, zumeist immer die letzte Eskadronsnummer, in unserem Fall die 4. Eskadron. Die Ausbildungseskadron verblieb mit den Reservepferden immer im Depot zur weiteren Ausbildung von Rekruten für die Fronteskadronen.
Punkt 2 Eine komplette Einheit von ca 900 berittenen Soldaten zuzüglich der Trainsoldaten anzugreifen bedarf schon einer starken gegnerischen Truppe und nicht unzulänglich ausgebildeten Kosaken Regimentern, die, an sich nur zur Aufklärung oder dem Überfall auf kleinere Einheiten dienten.
Punkt 3 Es wurde nur ein Chef de Escadron verwundet, sowie nur zwei Lieutenants. Wären 3 Eskadronen zugegen gewesen so wäre der Ausfall der Subalternen Dienstgrade höher ausgefallen.
Punkt 4 der wohl ausschlaggebende Punkt, das Regiment nahm später noch an mehreren Gefechten/ Schlachten teil. Da aber nach dem Kirchenbuch die Einheit aufgerieben wurde kann es nicht das ganze Regiment gewesen sein.
Das Regiment nahm ab 1813 noch an folgenden Gefechten und Schlachten teil:
20/21 Mai 1813 Bautzen zwei verwundete Offiziere am 20. Mai ca 20 Mann
26. August 1813 Liegnitz (Silesie) zwei Offiziere verwundet ca 20 Mann
14.-19.Oktober 1813 Leipzig 1 Offizier am 17. Oktober ca 10 Mann.
10.11.1813 bei einer Aufklärung in Italien 1 Offizier auf Vorposten verwundet ca 10 Mann
15. November 1813 Caldiero 2 Offiziere verwundet ca 20 Mann
08.02.1814 Minicio 13 Offiziere verwundet ca 260 Mann
10. März 1814 Roverbella 1 Offizier verwundet ca 10 Mann
Daher komme ich zu dem Schluss es war eine Eskadron, sowie der gesamte oder fast gesamte Stab des Regimentes. Daher 250-260 Mann die ca Stärke einer Eskadron zuzüglich 10 Mann vom Regimentsstab und ca 50- max 70 Mann Wagenknechte/Train. Es war wohl ein wichtiger Transport (Transport einer höheren Geldsumme?) weil der Oberst den Wagenzug begleitete. Auch der Einsatz einer ganzen Eskadron als Transportbedeckung ist recht hoch. Möglicherweise hatte der Oberst aber auch den Auftrag eines wichtigen Rapportes in Berlin und war daher mit seinem Stab zugegen.
Nun gäbe es auch einige, die behaupten könnten das dort bei Gölsdorf die Regimentsfahne hätte erbeutet werden können, weil der Oberst sich bei der Kolonne befand, Dies war mit Sicherheit nicht so, da zum einen die russischen Quellen einen solchen Erfolg entsprechend in zeitgenössischen Quellen vermerkt hätten. Auch der Umstand, das leichte französische oder alleierte Kavallerieregimenter Ihre Fahnen und/oder Adler in der Regel im Depot beließen. Nach einer Ordre Napoleons aus dem Jahre 1808, weil die Aufgaben der leichten Kavallerie oftmals eine zu große Gefährdung der Fahne/ des Adlers bewirkt hätten.
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Zuletzt geändert von Tiziateur am Do Dez 24, 2020 5:32 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Eine einsame vergessene Steele in Brandenburg, eine Geschichte
TEIL 4
ZU DEN RUSSISCHEN REGIMENTERN
Hier muss ich gestehen, dass mein Focus in der Napoleonik auf der französischen Armee liegt, daher ist hier auch der Haupteil meines Wissens und meiner Quellen. Aber natürlich habe ich auch den Ehrgeiz die beteiligten russischen Kosakenregimenter zu finden. Da ich hier in meinem Besitz auch viele Ordre de Batailles der Alleierten verfüge, war dies also nicht unmöglich. Jedoch habe ich hier nicht die Offiziersverlustlisten um Namen zu ausfindig zu machen. Aber vielleicht ist dies ja jemanden möglich, der aufmerksam meinen Bereicht gelesen hat und über entsprechende Quellen verfügt.
Also welche Kosakenregimenter waren dies?
Im Frühjahr 1813 gab es bereits über 50 Kosakenregimenter, eine erhebliche Zahl. Die meisten Regimenter waren zudem irregulär! ABER wir haben den Kirchenbucheintrag „…die Kosaken unter Oberst Benkendorf…“
In der russischen Armee wurden die Brigaden 1813 entweder von Generalmajoren oder Obersten geführt und hatten eine Stärke von 2-3 Regimentern.
Also suchen wir die Brigade von Oberst Benkendorf. Die Ordres der russischen Armee vom Frühjahr 1813 sind mehr als lückenhaft. Ich wurde erst fündig in einer Ordre vom 10.08.1813. Dort war eine Brigade unter dem Kommando von Oberst Benkendorf. Sie gehört im August zur Nordarmee- dort waren sie im Kosakenkorps unter dem Kommando vom Generalmajor Czernichev, Brigade unter Oberst Benkendorf mit den Kosakenregimentern SISAVA Kosaken Regiment 355 Mann, GIROVA Kosaken Regiment 298 Mann und GREKOV 18. Kosaken Regiment mit 334 Mann. Das war der erste Anhaltspunkt, aber eben August 1813. Gölsdorf war ja im Februar 1813, da könnte sich ja noch eine Veränderung der Ordre ergeben. Aber wir haben nun ja den Oberkommandierenden des Kosakenkorps wo die Kosaken Benkendorfs waren, Generalmajor Czernichev. Mit dieser Erkenntnis wieder zurück zu den russischen Ordres vom Frühjahr 1813. Benekendorf war im August noch Oberst, also wird er unter Czernichev im Frühjahr möglicherweise auch schon gedient haben. Nun suchen wir also nach Czernichev und den oben benannten Kosakenregimentern um eine Zusammenstimmung zu finden.
In einer Ordre vom 01.01.1813 wurde ich fündig:
2. Hauptkolonne General der Kavallerie Ataman Count Platow
Detachement Generalmajor Tschernischef (in dieser Ordre tatsächlich so geschrieben, aber es ist derselbe!) mit den Regimentern (leider ohne Stärkeangaben) SIREWA 3. Kosakenregiment, GREKOV 18. Kosakenregiment VLASSOV 3- Kosakenregiment ILLOWAISK, 11. Kosakenregiment GIROVA sowie eine reitende Batterie der Don Kosaken Artillerie mit 4 Kanonen.
Ja, da haben wir sie ja wieder! Wie in der Ordre vom August. GREKOV 18. Kosakenregiment, GIROVA Kosakenregiment und nun SIREWA 3. Kosakenregiment, bei den SIREWA wird es sich sicherlich um einen Übertragungsfehler handeln und es wird das SISAVA Kosaken Regiment sein.
Daher kann man darauf rückschließen das Benekendorf diese drei Regimenter bereits im Februar 1813 bei Gölsdorf geführt hat.
Die genaue Stärke der Russen bei Gölsdorf lässt sich schwer ermitteln, da sich die Zahlen bis August 1813 verändert haben werden. Zudem ist unklar ob Benekendorf seine gesamten drei Regimenter auch bei Gölsdorf eingesetzt hat. Im August befehligte er ja 987 Mann in den drei Regimentern. Es lässt sich jedoch vermuten, das er bei Gölsdorf mindestens zwei seiner Regimenter eingesetzt hat um die eine vermutete italienische Eskadron zu überfallen. Also kann man die russische Stärke auf 500-600 Mann schätzen.
Preußische reguläre Einheiten lassen sich ja auch ausschließen, weil sich im Februar 1813 Preußen noch nicht offiziell im Kriegszustand mit Frankreich befand.
Ich würde mich freuen, wenn ich jemanden mit dieser Ausarbeitung erreichen konnte. Eine einsame Steele die viel zu erzählen hatte. Mann muss nur die entsprechenden Quellen haben, das Fachwissen und die Rückschlüsse ziehen. Es macht unheimlich viel Spaß so etwas auszuarbeiten, wie mein Vater sagte: ....Steine zum sprechen zu bringen....
Schreibt mal Kommentare dazu, Euer Tiziateur
ZU DEN RUSSISCHEN REGIMENTERN
Hier muss ich gestehen, dass mein Focus in der Napoleonik auf der französischen Armee liegt, daher ist hier auch der Haupteil meines Wissens und meiner Quellen. Aber natürlich habe ich auch den Ehrgeiz die beteiligten russischen Kosakenregimenter zu finden. Da ich hier in meinem Besitz auch viele Ordre de Batailles der Alleierten verfüge, war dies also nicht unmöglich. Jedoch habe ich hier nicht die Offiziersverlustlisten um Namen zu ausfindig zu machen. Aber vielleicht ist dies ja jemanden möglich, der aufmerksam meinen Bereicht gelesen hat und über entsprechende Quellen verfügt.
Also welche Kosakenregimenter waren dies?
Im Frühjahr 1813 gab es bereits über 50 Kosakenregimenter, eine erhebliche Zahl. Die meisten Regimenter waren zudem irregulär! ABER wir haben den Kirchenbucheintrag „…die Kosaken unter Oberst Benkendorf…“
In der russischen Armee wurden die Brigaden 1813 entweder von Generalmajoren oder Obersten geführt und hatten eine Stärke von 2-3 Regimentern.
Also suchen wir die Brigade von Oberst Benkendorf. Die Ordres der russischen Armee vom Frühjahr 1813 sind mehr als lückenhaft. Ich wurde erst fündig in einer Ordre vom 10.08.1813. Dort war eine Brigade unter dem Kommando von Oberst Benkendorf. Sie gehört im August zur Nordarmee- dort waren sie im Kosakenkorps unter dem Kommando vom Generalmajor Czernichev, Brigade unter Oberst Benkendorf mit den Kosakenregimentern SISAVA Kosaken Regiment 355 Mann, GIROVA Kosaken Regiment 298 Mann und GREKOV 18. Kosaken Regiment mit 334 Mann. Das war der erste Anhaltspunkt, aber eben August 1813. Gölsdorf war ja im Februar 1813, da könnte sich ja noch eine Veränderung der Ordre ergeben. Aber wir haben nun ja den Oberkommandierenden des Kosakenkorps wo die Kosaken Benkendorfs waren, Generalmajor Czernichev. Mit dieser Erkenntnis wieder zurück zu den russischen Ordres vom Frühjahr 1813. Benekendorf war im August noch Oberst, also wird er unter Czernichev im Frühjahr möglicherweise auch schon gedient haben. Nun suchen wir also nach Czernichev und den oben benannten Kosakenregimentern um eine Zusammenstimmung zu finden.
In einer Ordre vom 01.01.1813 wurde ich fündig:
2. Hauptkolonne General der Kavallerie Ataman Count Platow
Detachement Generalmajor Tschernischef (in dieser Ordre tatsächlich so geschrieben, aber es ist derselbe!) mit den Regimentern (leider ohne Stärkeangaben) SIREWA 3. Kosakenregiment, GREKOV 18. Kosakenregiment VLASSOV 3- Kosakenregiment ILLOWAISK, 11. Kosakenregiment GIROVA sowie eine reitende Batterie der Don Kosaken Artillerie mit 4 Kanonen.
Ja, da haben wir sie ja wieder! Wie in der Ordre vom August. GREKOV 18. Kosakenregiment, GIROVA Kosakenregiment und nun SIREWA 3. Kosakenregiment, bei den SIREWA wird es sich sicherlich um einen Übertragungsfehler handeln und es wird das SISAVA Kosaken Regiment sein.
Daher kann man darauf rückschließen das Benekendorf diese drei Regimenter bereits im Februar 1813 bei Gölsdorf geführt hat.
Die genaue Stärke der Russen bei Gölsdorf lässt sich schwer ermitteln, da sich die Zahlen bis August 1813 verändert haben werden. Zudem ist unklar ob Benekendorf seine gesamten drei Regimenter auch bei Gölsdorf eingesetzt hat. Im August befehligte er ja 987 Mann in den drei Regimentern. Es lässt sich jedoch vermuten, das er bei Gölsdorf mindestens zwei seiner Regimenter eingesetzt hat um die eine vermutete italienische Eskadron zu überfallen. Also kann man die russische Stärke auf 500-600 Mann schätzen.
Preußische reguläre Einheiten lassen sich ja auch ausschließen, weil sich im Februar 1813 Preußen noch nicht offiziell im Kriegszustand mit Frankreich befand.
Ich würde mich freuen, wenn ich jemanden mit dieser Ausarbeitung erreichen konnte. Eine einsame Steele die viel zu erzählen hatte. Mann muss nur die entsprechenden Quellen haben, das Fachwissen und die Rückschlüsse ziehen. Es macht unheimlich viel Spaß so etwas auszuarbeiten, wie mein Vater sagte: ....Steine zum sprechen zu bringen....
Schreibt mal Kommentare dazu, Euer Tiziateur
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Re: Eine einsame vergessene Steele in Brandenburg, eine Geschichte
Hallo,
seitdem ich den Bericht über die Steele von Gölsdorf eingestellt habe, ist ja nun etwas Zeit vergangen, die ich aber auch weiter genutzt habe.
Ich habe meinen Bericht an die Gemeinde gesendet, dies stieß dort auf eine Resonaz, es meldete sich bei mir Herr Ewald, der sich seit längerem mit der Steele von Gölsdorf befasst hat. Er hat dort schon jahrelange Recherche betrieben um auch die Geheimnisse der Steele aufzuklären. Er ist dabei sehr akribisch vorgegangen, wie man im Download nachlesen kann. Das Gute ist, er hat das Gefecht mit Schwerpunkt von der russischen Seite her sehr detailliert geschildert und auch einige beteiligte russische Offiziere ausfindig gemacht.
Er hat sich sehr gefreut, das ich ein solches Interesse an der Steele habe. Seine Ausarbeitung zeigt auf, das es sich nicht wie von mir "nur" über einen Überfall gehandelt hat sondern tatsächlich um ein richtiges Gefecht, in den russischen Quellen sogar als "Schlacht am Tempelberg" bezeichnet. Es haben sogar ausser den Kosaken auch reguläre russische Einheiten dort teilgenommen.
Meine ursprüngliche Annahme das es sich um nur eine Eskadron italienische Chasseurs a Cheval handelte muss ich revidieren. Die italienische Einheit war mit mehreren Eskadoren beteiligt. Jedoch nicht mit der gesamten Einheit, wie man aus dem Bericht von Herrn Ewald entnehmen könnte. Es wurden ja im Vorwege, wie bei Herrn Ewald vermerkt einige Kompanien abgegeben, sowie, wird niemals die Depoteskadron (zur weiteren Ausbildung von Rekruten) eingesetzt worden sein. Dies bestätigt ja auch die Tatsache, welche in meinem Bericht aufgeführt wird, das das Regiment noch an weiteren Kampfhandlungen teilgenommen hat.
Also werden sich die Zahlen der 4eme ital. Chasseurs a cheval bei diesem Gefecht wohl um die 750 - maximal 800 Mann gehandelt haben. Die Verlustzahlen an Toten und Verwunderten im Bericht mit Herrn Ewald, decken sich mit denen die ich eingeschätzt habe. Die Zahlen der Gefangenen unerfahrenen Italiener sind sehr hoch, egal ob man die nach oben geschönten Zahlen der russischen Quellen oder die nach unten geschönten Zahlen aus dem Bericht den italienischen Oberst Erculei liest. Ich halte aber eine hohe Zahl der Gefangenen für sehr wahrscheinlich, zumal der Oberst Erculei ja selber berichtet, das er sich mit weniger als 50 Mann durchgeschlagen hat.
Besonders interessant sind die Briefe und Berichte der Gefechtsteilnehmer welche Herr Ewald aufführt. Hier wird auch wunderbar Bezug auf das Gelände und die Unerfahrenheit der italienischen Soldaten Bezug genommen.
Bitte immer bei den genannten russischen Quellen von Herrn Ewald beachten, das die Datumsangaben immer schwanken, wegen des durch die Russen verwendeten Julianischen Kalenders, welcher sich um 12 Tage von dem gregorianischen Kalender unterscheidet. Für zusätzliche Verwirrung sorgt die julianische Datumsangabe des 11.02.1813 (also wäre das der 23.02.1813). Das ist aber das Datum gewesen an dem der Bericht über dies Gefecht dem Zaren Alexander vorgelegt wurde. Es handelt sich also hier um eines der ersten Gefechte im 1813er Feldzug.
Ich stehe derzeit mit Herrn Ewald im Kontakt, ich bin sehr erfreut das es noch Menschen gibt, die sich mit der Geschichte Ihres Ortes befassen. Seine Absicht ist es möglichst dem unbekannten toten Offizier seinen Namen zurück zu geben. Darin möchte ich Ihn unterstützen, ich habe einen sehr guten Freund angesprochen der Kontakte in russische Museen hat. Selbiger hat dort bereits Anfragen gemacht. Hoffen wir das es klappt, diesen Namenlosen seinen Namen zurück zu geben.
Falls es gelingt, werde ich darüber berichten!
Bleibt interessiert!
seitdem ich den Bericht über die Steele von Gölsdorf eingestellt habe, ist ja nun etwas Zeit vergangen, die ich aber auch weiter genutzt habe.
Ich habe meinen Bericht an die Gemeinde gesendet, dies stieß dort auf eine Resonaz, es meldete sich bei mir Herr Ewald, der sich seit längerem mit der Steele von Gölsdorf befasst hat. Er hat dort schon jahrelange Recherche betrieben um auch die Geheimnisse der Steele aufzuklären. Er ist dabei sehr akribisch vorgegangen, wie man im Download nachlesen kann. Das Gute ist, er hat das Gefecht mit Schwerpunkt von der russischen Seite her sehr detailliert geschildert und auch einige beteiligte russische Offiziere ausfindig gemacht.
Er hat sich sehr gefreut, das ich ein solches Interesse an der Steele habe. Seine Ausarbeitung zeigt auf, das es sich nicht wie von mir "nur" über einen Überfall gehandelt hat sondern tatsächlich um ein richtiges Gefecht, in den russischen Quellen sogar als "Schlacht am Tempelberg" bezeichnet. Es haben sogar ausser den Kosaken auch reguläre russische Einheiten dort teilgenommen.
Meine ursprüngliche Annahme das es sich um nur eine Eskadron italienische Chasseurs a Cheval handelte muss ich revidieren. Die italienische Einheit war mit mehreren Eskadoren beteiligt. Jedoch nicht mit der gesamten Einheit, wie man aus dem Bericht von Herrn Ewald entnehmen könnte. Es wurden ja im Vorwege, wie bei Herrn Ewald vermerkt einige Kompanien abgegeben, sowie, wird niemals die Depoteskadron (zur weiteren Ausbildung von Rekruten) eingesetzt worden sein. Dies bestätigt ja auch die Tatsache, welche in meinem Bericht aufgeführt wird, das das Regiment noch an weiteren Kampfhandlungen teilgenommen hat.
Also werden sich die Zahlen der 4eme ital. Chasseurs a cheval bei diesem Gefecht wohl um die 750 - maximal 800 Mann gehandelt haben. Die Verlustzahlen an Toten und Verwunderten im Bericht mit Herrn Ewald, decken sich mit denen die ich eingeschätzt habe. Die Zahlen der Gefangenen unerfahrenen Italiener sind sehr hoch, egal ob man die nach oben geschönten Zahlen der russischen Quellen oder die nach unten geschönten Zahlen aus dem Bericht den italienischen Oberst Erculei liest. Ich halte aber eine hohe Zahl der Gefangenen für sehr wahrscheinlich, zumal der Oberst Erculei ja selber berichtet, das er sich mit weniger als 50 Mann durchgeschlagen hat.
Besonders interessant sind die Briefe und Berichte der Gefechtsteilnehmer welche Herr Ewald aufführt. Hier wird auch wunderbar Bezug auf das Gelände und die Unerfahrenheit der italienischen Soldaten Bezug genommen.
Bitte immer bei den genannten russischen Quellen von Herrn Ewald beachten, das die Datumsangaben immer schwanken, wegen des durch die Russen verwendeten Julianischen Kalenders, welcher sich um 12 Tage von dem gregorianischen Kalender unterscheidet. Für zusätzliche Verwirrung sorgt die julianische Datumsangabe des 11.02.1813 (also wäre das der 23.02.1813). Das ist aber das Datum gewesen an dem der Bericht über dies Gefecht dem Zaren Alexander vorgelegt wurde. Es handelt sich also hier um eines der ersten Gefechte im 1813er Feldzug.
Ich stehe derzeit mit Herrn Ewald im Kontakt, ich bin sehr erfreut das es noch Menschen gibt, die sich mit der Geschichte Ihres Ortes befassen. Seine Absicht ist es möglichst dem unbekannten toten Offizier seinen Namen zurück zu geben. Darin möchte ich Ihn unterstützen, ich habe einen sehr guten Freund angesprochen der Kontakte in russische Museen hat. Selbiger hat dort bereits Anfragen gemacht. Hoffen wir das es klappt, diesen Namenlosen seinen Namen zurück zu geben.
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Re: Eine einsame vergessene Steele in Brandenburg, eine Geschichte
Hallo Leser,
Herr Ewald war so nett und hat mir den neuen Link zu der von Ihm überarbeiteten Geschichte des Gefechtes am Tafelberg zugesendet. Dafür bin ich Ihm sehr dankbar und möchte es Euch natürlich nicht vorenthalten:
https://www.gemeinde-steinhoefel.de/ver ... ndat=57240
Viel Spaß beim lesen!
Herr Ewald war so nett und hat mir den neuen Link zu der von Ihm überarbeiteten Geschichte des Gefechtes am Tafelberg zugesendet. Dafür bin ich Ihm sehr dankbar und möchte es Euch natürlich nicht vorenthalten:
https://www.gemeinde-steinhoefel.de/ver ... ndat=57240
Viel Spaß beim lesen!