Das Grab eines unbekannten Soldaten 1864

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Tiziateur
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Das Grab eines unbekannten Soldaten 1864

Beitrag von Tiziateur »

Mein Freund Ejnar sendete mir mal eine Geschichte und einen Bilder Report eines einsamen Soldatengrabes von 1864 welches durch Zufall gefunden wurde.

Der Feldzug von 1864 im deutsch dänischen Krieg war ja nicht nur der Sturm auf die Düppler Schanzen und der Übergang der Preußen bei Alsen. Bis zu diesen Höhepunkten des Feldzuges von 1864 gab es viele kleine Zusammenstöße und Gefechte. Hier waren es zum Beispiel die Gefechte von Rackebüll am 22.02.1864, am 01.03.1864, am 05.03.1864 und das größere Gefecht am 17.03.1864. Es war ein Aufeinandertreffen von jeweils verschiedenen Einheiten der preußischen Truppen und dänischen Truppen, bevor die Belagerung von Düppel startete.
Es gibt über diese Gefechte auch mehrere historische Darstellungen. Die Preußen trugen zu diesem Zeitpunkt auch noch die Pickelhaube im Gefecht. Diese wurde von den preußischen Truppen vor Dübbel erst auf Korpsbefehl bei der Belagerung abgelegt, sowie für den Übergang bei Alsen, weil die Gefahr großer dänischer Kavallerieangriffe nicht mehr gegeben war.
Wir wollen aber jetzt hier nicht den Ablauf der Gefechte schildern, sondern einen zufälligen Fund schildern und an ein Einzelschicksal erinnern. Sowie eine Zusammensetzung von Einheiten in diesem Zuge darstellen.
Das diese Gefechte recht blutig waren, kann man zum Beispiel an den Verlusten des preußischen 53. und vom 55. Linienregimentes erkennen (welches ich als Füsilier der 12. Kompanie des 3. Bataillons darstelle.) Die 55er. hatten am Hauptgefecht des 17. 03.1864 die stärksten Verluste in der preußischen Armee bei Rackebüll.


Hier die Darstellung zur Übersicht:
(Quelle Namentliches Verzeichnis der Toten der preußischen Armee und Marine des Deutsch- Dänischen Krieges 1864 von Peter P.E. Günther 1978 und Der Winterfeldzug in Schleswig Holstein von v. Dedenroth 1864.)

53. Linienregiment 5. westfälisches
- Seconde Leutnant Rudolph Gottlieb Georg VETTER geboren am 14.11.1838 in Berlin von der 1- Kompanie, verwundet am 01.03.1864 in Rackebüll, verstorben am 03.03.1864, begraben in Berlin.

55. Linienregiment 6. westfälisches
- Seconde Leutnant der Landwehr Hermann HÖLSCHER aus Herford Westfahlen von der 1. Kompanie gefallen am 17.03.1864 bei Rackebüll.
- Seconde Leutnant Ernst Ewald Hermann von STUDNITZ geboren am 09.07.1845 in Landeshut Schlesien, verwundet am 17.03.1864 in Rackebüll von der 3. Kompanie an den erhaltenen Wunden verstorben am 19.04.1864 in Berlin.
- Portepee Fähnrich Eduard Otto Carl Wilhelm Adolf SCHERINGER geboren am 12.05.1845 aus Paderborn (Herford) Westfalen von der 3. Kompanie gefallen am 17.03.1864 in Rackebüll, begraben in Wester- Satrup.
- Feldwebel Johann Christoph PORTZIG aus Heiligenstadt Sachsen von der 4. Kompanie gefallen am 17.03.1864 in Rackebüll.
- Sergeant Gustav Friedrich August BRAUN 24 Jahre 5 Monate und 1 Tag alt aus Trebbin Kreis Teltow Brandenburg von der 1. Kompanie Verwundet bei Rackebüll am 17.03.1864 an den Wunden verstorben am 01.06.1864 er bekam zudem noch Unterleibstyphus, begraben in Potsdam.
- Sergeant und Regimentsschreiber Carl Friedrich Wilhelm SCHULZ 23 Jahre 8 Monate 9 tage alt aus Detmold Fürstentum Lippe. Von der 1. Kompanie gefallen am 17.03.1864 in Rackebüll, begraben in Wester- Satrup.
- Unteroffizier Karl BUCHOW geboren am 07.09.1839 in Franzburg Pommern von der 4. Kompanie , verwundet am 17.03.1864 in Rackebüll an den Wunden verstorben am 04.05.1864 in Apenrade und dort begraben
- Musketier Ernst Heinrich DÜSTERBERG von der 4. Kompanie, 24 Jahre 24 Tage alt aus Offelten, Lübbecke, gefallen am 17.03.1864 in Rackebüll, begraben in Wester-Satrup.
- Füsilier Heinrich Wilhelm FROHBÖSE (FROBOESE) 22 Jahre 1 Monat und 10 Tage alt aus Versmold Halle Westfahlen von der 9. Kompanie gefallen am 22.02.1864 in Rackebüll.
- Musketier Franz FROMME aus Ellingsen Soest Westfahlen von der 4. Kompanie, gefallen am 17.03.1864 in Rackebüll.
- Musketier Christian Friedrich KAHMEIER 3. Kompanie 23 Jahre 1 Monat 25 Tage alt aus Lashorst Lübbecke, verwundet am 22.02.1864 in Rackebüll, verstorben im Lazarett Barup an den Wunden, begraben in Warnitz.
- Musketier Ernst Friedrich KASSEBAUM 25 Jahre 1 Monat 12 Tage alt aus Blasheim, Lübbecke Westfahlen, 1. Kompanie gefallen am 17.03.1864 in Rackebüll, begraben in Wester- Satrup.
- Musketier Johann Konrad MITTELKÖTTER aus Lintel Wiedenbrück an Wunden verstorben, 4. Kompanie verwundet am 17.03.1864 in Rackebüll.
- Musketier OHLIG (OHLICH) aus Lütgenkirchen Solingen Rheinland von der 2. Kompanie, gefallen am 22.02.1864 in Rackebüll.
- Musketier Carl ROTHERT 27 Jahre 23 Tage alt aus Halle an der Saale von der 1. Kompanie, gefallen am 12.03.(? Eintragungsfehler?) in Rackebüll begraben in Wester- Satrup
- Musketier Heinrich Wilhelm SCHÄPERKÖTTER 23 Jahre 11 Monate und 13 Tage alt aus Winkelshütten Halle Westfalen von der 2. Kompanie gefallen 17.03.1864 begraben in Wester- Satrup.
- Musketier Johann Heinrich SIMON geboren am 20.07.1834 aus Bielefeld Westfalen vom 1. Bataillon, verwundet am 17.03.1864 bei Rackebüll, an den Wunden am 04.05.1864 in Apenrade im Lazarett verstorben, begraben in Ulderup.
- Musketier Ferdinand WESSIPE (WESSIEPE) aus Byfang, Essen Rheinland von der 4. Kompanie an den Wunden verstorben, verwundet am 17.03.1864 in Rackebüll.

Was ich an diesen Einzelschicksalen bemerkenswert finde, ist die Art wie selbige niedergeschrieben sind, der Fakt das viele Verwundete noch weit transportiert wurden bevor Sie in Lazaretten verstarben, bzw der Fakt das Tote auch überführt wurden.
Besonders interessant finde ich auch die Zusammensetzung der Truppe, man kann klar erkennen, das die Offiziere und Unteroffiziere zumeist versetzt wurden. Aber auch die Mannschaften waren nicht ausschließlich aus dem Herkunftsgebiet der Einheit.

Siehe dazu auch diesen Link:http://www.denkmalprojekt.org/covers_vl ... _index.htm
Hier sollte man sich besonders die Verluste des 8. Husarenregimentes, . westfälisches ansehen, jede Menge Vermisste am 29,02.1864 bei Skjödeg was ist dort passiert? Mal sehen, vielleicht beschäftige ich mich demnächst mal mit diesem Fall. Nun zurück zu unserem unbekannten Dänen.


Die mir bekannte von Ejnar geschilderte Geschichte:
Er ist sehr wahrscheinlich am 17.03.1864 gefallen. Die Begründung liegt darin, das in seiner Einheit wird sein Name bekannt gewesen sein und die Dänen hätten Ihn mit Namen und einem Kreuz in einem Sammelgrab bestattet. Am 17.03.1864 zogen sich die Dänen aus Rackebüll auf Dübbel zurück. Nach den Gefechten hatten seine Kameraden keine Zeit dazu Ihn zu beerdigen. Durch sein Einzelgrab, kann man davon ausgehen, dass er von den Preußen nach dem Rückzug der Dänen beerdigt wurde. Dies geschah oftmals auch direkt oder in der Nähe des Ortes wo er gefallen ist.

Das Grab wurde in Folge von Arbeiten eines Bauern auf seinem Feld im Jahre 2013 gefunden. 149 Jahre nachdem er 1864 gefallen war. Das Grab wurde dann von Experten untersucht und dokumentiert. Die Kugel welche Ihn tötete wurde beim Skelett gefunden sowie ein (wahrscheinlicher) Ehering. Nach der Dokumentierung wurde das Grab wieder verschlossen und dem einsamen Dänen wurde ein Gedenkstein gesetzt. Man muss dazu sagen das der Gedenkstein nicht genau an der Stelle aufgestellt wurde, wo der Däne begraben liegt. Man hat den Stein mehr vom Feld weg zu einen Landweg verlegt, auf bitten des Bauern, damit er mit seinem Gerät die Stelle nicht immer umfahren muss.
Das Gräber und Gedenksteine aber durchaus genau an der Stelle verbleiben wo die Soldaten genau begraben sind, kann man an meinem Bericht „Jagel/ Königshügel 1864“ hier im Forum lesen. Der österreichische Unterjäger Carl Fischer ist ebenfalls auf einem Feld begraben, welches nach wie vor für den Ackerbau benutzt wird. Hier muss der Bauer immer einen „Schlenker“ fahren.

Es hat natürlich auch den Vorteil dass man das Grab nicht bei Nacht und Nebel ausräubern kann. Das passiert leider viel zu oft. Ich persönlich habe nichts dagegen wenn Sammler über ein Schlachtfeld ziehen und nach Kugeln, Knöpfen usw suchen. Sollte man dabei aber auf ein Grab stoßen so sind offizielle Stellen zur Untersuchung zu informieren um Alles Daten offiziell zu sammeln und solchen Unbekannten eventuell seinen Namen zurückgeben zu können. Ich finde es schlimm wenn Gräber ausgeräubert werden um Orden zu finden und diese dann teuer zu verkaufen. Das ist schlimm! Meine eigene Familie ist davon betroffen.

Mein Opa fiel 1944 in Russland im Partisaneneinsatz. Er wurde mit allen militärischen Ehren begraben, zusammen mit 9 anderen Kameraden. Die Begräbnisstätte war uns bekannt. Auf weitere Nachforschungen hin, wurde uns bekannt gemacht das die 10 Gräber sämtlich ausgeplündert wurden und die Knochen achtlos durcheinander geworfen wurden. So wurden die Knochen meines Opas mit seinen 9 anderen Kameraden gesammelt und in einem 10 Mann Sammelgrab auf einem Sammelfriedhof beerdigt. Zwar sind auf diesem Grab alle 10 Namen verewigt aber man hätte die Knochen eventuell zuordnen können.
In meinen Augen ist das ein Verbrechen.
Dateianhänge
1864-2013 (Quelle Archiv Dübbel Museum über die Ausgrabungen)
1864-2013 (Quelle Archiv Dübbel Museum über die Ausgrabungen)
Das geöffnete Grab nach 149 Jahren. (Quelle Archiv Dübbel Museum über die Ausgrabungen)
Das geöffnete Grab nach 149 Jahren. (Quelle Archiv Dübbel Museum über die Ausgrabungen)
Die Gewehrkugel, welche sein Leben beendete (Quelle Archiv Dübbel Museum über die Ausgarbungen)
Die Gewehrkugel, welche sein Leben beendete (Quelle Archiv Dübbel Museum über die Ausgarbungen)
Sein Ring, ist es ein Ehering, war er verheiratet? (Quelle Archiv Dübbel Museum über die Ausgrabung)
Sein Ring, ist es ein Ehering, war er verheiratet? (Quelle Archiv Dübbel Museum über die Ausgrabung)
Mein Freund Ejnar am Gedenkstein für den unbekannten dänischen Soldaten (Eigenaufnahme Ejnat Steen Hansen)
Mein Freund Ejnar am Gedenkstein für den unbekannten dänischen Soldaten (Eigenaufnahme Ejnat Steen Hansen)
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